Der Fall – Teil 3

Am nächsten Morgen als ich aufwache steht schon das Frühstück am Bett. Nach dem Essen kommt Kartinka ins Zimmer begleitet von einer Schwester und versorgt wieder meine Verletzungen.

„Das sieht doch ganz gut aus heute. Was machen die Schmerzen? Sollen wir noch mal etwas vom Schmerzmittel geben?“

Ich verziehe das Gesicht vor Schmerz während die Schwester den Verband umlegt. „Ja so ein bisschen wäre nicht schlecht. Man tut das vielleicht weh.“ Ich stoße die Luft vor Schmerz aus. Wow gestern hat das nicht so weh getan.

„Gut. Dann bleibt der Tropf heute auf jedenfall noch dran.“ Sie sagt der Schwester welches Medikament wir brauchen und diese läuft los um es zu holen. Währenddessen schreibt Kartinka etwas in meine Patientenakte.

„Morgen sollte das alles schon etwas besser gehen. Dann kannst du sicherlich auch schon aufstehen und etwas laufen. Und am Ende der Woche kannst du vielleicht auch schon wieder nach Hause. Je nachdem wie es dann mit der Beweglichkeit aussieht.“ Kartinka legt die Akte beiseite und setzt sich neben mich aufs Bett. „Wie geht es dir sonst? Konnten dir die Polizisten irgendwas sagen?“

„Nein. Die haben mir nur Fragen gestellt, die ich nicht beantworten konnte und sind wieder gegangen. Ich hatte nicht mal die Gelegenheit Fragen zu stellen, aber was solls. Hauptsache es ist vorbei. Und ich weiß gar nicht so genau, ob ich mich wirklich erinnern will. Obwohl da echt nichts ist, an das ich mich erinnern könnte.“

„Na zerbrich dir nicht den Kopf. Wenn da nichts ist was du gesehen oder gehört hast, kannst du dich auch nicht daran erinnern. Wer weiß. Vielleicht fällt dir ja auch in den nächsten Tagen noch irgendwas ein, was dir entgangen ist. Manchmal braucht es auch einen bestimmten Auslöser um bestimmte Erinnerungen hochzuholen. Eine Person, ein Bild oder ein Geräusch. Manche wissen dann auch Dinge, die sie gar nicht wissen könnten, weil sie zu diesem Zeitpunkt nicht ganz bei Bewusstsein waren. Sie haben die Dinge zwar wahrgenommen, aber nicht bewusst und wissen davon dann eben nichts mehr.“

„Ok na dann warten wir einfach mal ab würde ich sagen.“ Ich lächle Kartinka an und sehe sie das erste Mal richtig. Sie sieht echt hübsch aus. Die hellblauen Augen und der kleine Mund passen unglaublich gut in ihr Gesicht. Ihr braunes Haar hat sie zu einem Zopf gebunden. Sie hat einen aufrichtigen Blick und ein unglaublich süßes Lächeln. Wenn ich nicht grade im Bett liegen würde und sie meine Ärztin wäre, würde ich sie womöglich nach ihrer Nummer oder einem Date fragen.

Aber wie das Schicksal es will, hat es uns genau auf diese Weise zusammen gebracht.

Nachdem ich die Schmerzmittel bekommen habe, verfliegt der Tag wie im Fluge. Meine Mutter und Ella kommen wieder zu mir und wir unterhalten uns. Mutter hat ein paar Karten- und Brettspiele mitgebracht. Wir haben viel Spaß, auch wenn das Lachen auf Dauer etwas mühsam wird.

Meine Kumpel kommen heute nicht vorbei. Sie haben ja auch noch ein Leben und ich brauche noch meine Ruhe. Mit Denis, meinem besten Freund, habe ich irgendwann heute telefoniert. Die Zeitabfolge verwischt irgendwie noch ein wenig. Kartinka meint, dass das normal ist und in den nächsten Tagen wieder besser wird. Jedenfalls holt Denis mich mit dem Auto vom Krankenhaus ab, sobald ich nach Hause kann. Dann muss Mutter kein Taxi bestellen. Aber ich schätze, so schnell brauche ich übers nach Hause gehen noch nicht nachdenken. Sitzen kann ich immer noch nicht richtig. Es tut immer noch sehr weh, wenn das Schmerzmittel nachlässt. Vielleicht ist es morgen ja auch schon besser.

Nachdem Mutter und Ella gegangen sind, habe ich noch ein oder zwei Stunden geschlafen. Jetzt esse ich Abendbrot als es ab der Tür klopft. Kartinka war schon da, also wer könnte das jetzt noch sein?

Der Polizist, der immernoch vor meiner Tür steht, steckt den Kopf herein. „Entschuldigung die Störung. Eine junge Dame möchte zu ihnen. Sie steht allerdings auf der Liste als unerwünscht. Die Dame meint es ist dringend. Sie muss mit ihnen reden. Soll ich sie rein lassen oder wegschicken?“

Meine Ex. Ganz sicher. Was um alles in der Welt will sie hier.

„Sagen sie ihr sie soll mich in Ruhe lassen.“, antworte ich etwas wütend. Sie nervt mich einfach nur. Vor dieser ganzen Sache hat sie mich auch unzählige Male versucht anzurufen, aber ich bin nie rangegangen. Auf ihre seltsamen Textnachrichten habe ich auch nicht reagiert. Ruf mich zurück. Antworte mir bitte. Es ist wirklich wichtig. Bitte antworte mir. Wenn es nicht so wichtig wäre, würde ich mich nicht bei dir melden, also bitte geh ans Handy.

„Tut mir leid, aber sie müssen jetzt bitte gehen. Herr Menzer möchte sie hier nicht sehen.“ Ich höre den Polizisten durch die angelehnte Tür.

„Aber es ist wirklich wirklich wichtig. Es geht ja nicht um irgendwelchen Beziehungskram. Es hat mit dieser ganzen Sache hier zu tun. Ohne mich würde er gar nicht hier sein. Bitte lassen sie mich einfach zu ihm. Ich will es ihm erklären, warum er jetzt im Krankenhaus liegt.“ Sie klingt unglaublich aufgelöst. So ähnlich klang sie auch, als ich sie mit all den Lügen und Betrügereien konfrontiert habe. Als ich mit ihr Schluss gemacht habe. Als ich ihr und mir das Herz zerrissen habe. Was meint sie denn damit, dass es ihretwegen ist?

„Hey! Ist ok. Ich will hören was sie sagen will.“, rufe ich Richtung Tür zu dem Polizisten. Er dreht den Kopf zu mir, nickt und tritt einen Schritt beiseite.

Emily kommt ins Zimmer. „Lass die Tür offen.“, sag ich zu ihr. So kann der Polizist direkt eingreifen, falls ich hilfe brauche.

Emily geht langsam ums Bett herum und nimmt sich einen Stuhl um sich neben dem Bett hinzusetzten. Sie lässt ihre Jacke an und hält ihre Tasche auf dem Schoß in den Händen fest.

„Also was willst du mir sagen?“ Ich sehe sie auffordernt an und warte ungeduldig auf ihre Antwort.

„Naja es ist meine Schuld, weißt du?“, fängt sie an. „Ich arbeite an so einem Projekt, von dem ich noch nicht viel erzählen darf. Ich kann dir nur sagen, dass es ein Medikament ist. Mein Professor und ich arbeiten da allein dran für ein Pharmaunternehmen. Irgendwie hat dieser komisch Verbrecherring davon Wind bekommen und versucht uns zu erpressen. Deswegen wollte ich dich die ganze Zeit erreichen. Sie haben unsere Familien und Freunde bedroht. All die die uns etwas bedeuten, aber wir haben nicht nachgegeben. Jedenfalls nicht schnell genug. Und dann warst du verschwunden. Denis hat mich gefragt, ob ich dich gesehen habe und da war mir klar, dass etwas nicht stimmt. Ich wurde von deinen Entführern kontaktiert und sie wollten, dass ich ihnen das Rezept für das Medikament gebe. Ich wollte es schon machen, aber mein Professor hat mich abgehalten. Und dann hab ich die Polizei gerufen. Die haben alles möglich verfolgt und untersucht. Die suchen diesen Ring schon ziemlich lange. Und zum Glück haben sie einen Hinweis gefunden, der zu dir führte. Die Entführer haben dein Handy zwar sofort ausgemacht, waren aber so dumm es wieder einzuschalten.“ Emily lächelt mich traurig an. Mann was für eine Geschichte. Klingt wie aus einer Serie oder einem Film, aber nicht wie real. „Jetzt hat die Polizei fast alle aus dieser Organisation gefasst. Sie wollten dir für jeden Fehler, den ich mache und jedes Zögern, ein Organ entnehmen und dich am Ende, wenn du tot bist, als Drogenkurier verwenden. Keine Ahnung wie sie das machen wollten, aber es klang einfach schrecktlich und ich hatte solche Angst um dich. Also ich dann gesehen habe, wie du aussiehst als du hier im Krankenhaus warst, war ich total am Boden. Ich bin zur Polizei und habe sie dazu gebracht mich mit einem der Verdächtigen reden zu lassen. Als ich wusste was ich wissen wollte, ist der leitende Ermittler dazu gekommen und hat dem Mann einen Deal angeboten. Gestern Abend ist er darauf eingegangen und hat der Polizei alles gesagt, was er weiß.“ Sie steicht sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht und schaut mich traurig an. „Es tut mir so leid, dass du da mit reingezogen wurdest. Die Polizei hat vor zwei Stunden die letzten Mitglieder dieser Bande festgenommen und die werden so schnell nicht wieder auf freiem Fuß sein. Die haben wohl noch eine ganze Menge mehr getan als das hier.“

„Danke, dass du mir das erzählst. Die Polizei hat mir bis jetzt nichts weiter gesagt. Ich denke, dass lässt mich verstehen. Aber bitte tu mir den Gefallen und komm nicht mehr hier her. Lass mir Zeit damit klar zu kommen und vergeben werde ich dir auch nie können was du mir davor alles angetan hast. Ich danke dir, dass du mir mein Leben gerettet hast, obwohl du der Grund warst weshalb ich in Gefahr geraten bin. Das ist ziemlich verwirrend.“ Ich fahre mir mit den Händen über das Gesicht. Das ganze verwirrt mich wirklich toltal. Ich weiß echt nicht was ich denken soll. Anscheinend bin ich Emily noch so wichtig, dass ich als Druckmittel fungieren kann. Nur hat sie mich so sehr verletzt mit ihren Seitensprüngen und Lügen, dass ich ihr das nie verzeihen kann. Ich denke wir werden nie wieder auch nur freunde sein, aber vielleicht treffen wir uns mal auf einen Kaffe und reden über alles, wenn das hier vorbei ist.

„Wir können vielleicht reden wenn ich hier raus bin ok? Aber ich muss nachdenken und mein Kopf ist noch ziemlich durcheinander.“

„Ja klar. Ich wollte nur, dass du das weißt. Ich wollte nicht deine Vergebung oder sowas.“ Sie steht auf und schiebt den Stuhm wieder zurück. „Ich werde dann mal wieder gehen und dich in ruhe lassen. Wenn du reden willst: meine Nummer hast du ja. Ich hoffe, dir geht es schnell wieder besser.“ Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht zur Tür hinaus. Ich lasse sie gehen. Ich hab genug zum nachdenken.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Also ich aufwache steht Kartinka vor mir und es ist sehr hell. „Hey Tom. Wie geht es dir? Du hast ganz schön lange geschlafen.“ Ich will mich ein stück zu ihr hin drehen doch sie schiebt mich wieder zurück. „Nicht bewegen ok? Die Naht ist aufgegangen. Offensichtlich hast du dich letzte Nacht im schlaf viel bewegt. Wir bringen dich grade in einen Op. Bleib einfach ganz ruhig. Du blutest zwar stark, aber vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Wir werden dir allerdings eine Narkose geben müsseb und zu nähen.“

„Nein bitte nicht. Ich will keine Narkose. Ich will wach bleiben. Ich will nicht wieder ins dunkle.“ Panisch halte ich ihr Handgelenk fest und versuche mich auszusetzten, aber der Schmerz ist so überwältigend, dass mir Punkte vor den Augen tanzen und ich mich direkt wieder fallen lasse.

„Keine Sorge. Wir wecken dich auch wieder auf.“

„Nein nein bitte nicht. Gibt mir einfach Schmerzmittel oder so. Das reicht schon. Ich kann das aushalten. Nur nicht ins Dunkel schicken.“ Meine Sprachfähigkeiten lassen irgendwie nach. Mir ist auch ganz schwindelig und alles ist verschwommen. Kartinkas Handgelenk ist immer noch in meiner Hand und ich werde es so schnell nicht los lassen.

Meine Ärztin ruft einem Pfleger etwas zu und kurz darauf erscheint eine Krankenschwester am Bett und füllt im laufen eine Spritze mit Flüssigkeit.

„Du bist immernoch am Tropf. Wir geben dir eine etwas stärkere Dosis Schmerzmittel als die letzten zwei Tage. Du wirdt es auch hoffentlich ziemlich schnell merken. Wenn nicht sag bescheid. Du bekommst auch gleich noch ein Mittel, dass dich etwas entspannt. Vor allem deine Muskeln müssen sich entspannen, damit wir die Naht wieder neu setzten können. Ich lasse dir eine örtliche Betäubung geben, kann aber nicht versprechen, dass das reichen wird. Ich versuche zu verhindern, dass du wieder ins Dunkle musst ok?“ Den letzten Satz flüstert sie mir im Gehen ins Ohr und ich versuche sie anzusehen, aber als ich den Kopf bewege dreht dich nur alles. Im nächsten Moment fangen die Schmerzmittel an zu wirklich. Der Schmerz verschwindet nicht sofort, aber er wird ein wenig schwächer. Dann muss ich dich das Bewusstsein verloren haben, denn ich erinnere mich nicht an das was folgte.


Ich wache in meinem Zimmer wieder auf. Schmerzen habe ich keine und es dreht sich auch nichts mehr. Kartinka kommt grade durch die Tür. „Gut du bist wieder wach. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Die OP verlief gut. Wir haben alles wieder richtig zugenäht. Jetzt draufst du dich aber wirklich nicht so viel bewegen.“

„Wie lange war ich weg?“ Ich beobachte wie sie zu mir ans Bett kommt und kurz die Monitore betrachtet. „Ungefähr drei Stunden. Also nicht so lange wie beim letzten Mal. Wir haben dir kein Zusätzliches Narkotikum gegeben. Nur die Schmerzmittel und eine lokale Betäubung am Bauch. Du hast allerdings doch eine Menge Blut verloren, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass du bewusstlos warst. Hätten wir dir dann eine Narkose verpasst, hätte es auch gut möglich sein können, dass du jetzt noch nicht wach wärst. Keine Ahnung wie dein Körper in diesem Zustand darauf reagiert hätte.“

Ich schaue sie noch eine Weile an und frage mich, warum die Wunde überhaupt so stark aufreißen konnte. Nach einer Woche Bewusstlosigkeit hätte sie doch schon wenigstens zum Teil verheilt sein müssen. „Ist das schon mal passiert? Das die Naht aufgerrissen ist?“

„Ja. Als du bewusstlos warst hast du dich trotzdem manchmal bewegt. Die Naht ist dadurch zwei mal aufgerissen. Heute dann das dritte Mal. Wir haben schon überlegt dich festzubinden, aber wenn du dann aufgewacht wärst und so da gelegen hättest, wäre es wohmöglich noch schlimmer gewesen, weil du dich noch viel mehr bewegt hättest. Davon mal abgesehen, dass es ziemlich traumatisch gewesen wäre. Also haben wir uns dagegen entschieden und am nächsten Morgen bist du auch endlich aufgewacht.“

„Oh man. Kein Wunder, dass es nicht heilen will.“

„Mach dir mal keinen Kopf. Wir müssen jetzt einfach nur darauf aufpassen, dass du dich so wenig wie möglich bewegst, damit es nicht bei einer falschen Bewegung wieder aufgeht. Ich denke, dass wir es dieses Mal auch noch besser zugemacht haben.“ Sie lächelt mich schwach an. „Hauptsache du bist nicht wieder so lange Bewusstlos.“ „Ja wenigstens etwas. Hast du meiner Mutter bescheid gegeben? Hoffentlich macht sie sich nicht noch mehr sorgen.“

„Sie ist grade in der Cafeteria und holt sich etwas zu essen. Ich habe sie anrufen lassen nachdem du Bewusstlos geworden bist. Sicher ist sicher. Sie ist dann gleich her gekommen um auf dich zu warten.“

„Ok. Dann wird sie sicher gleich wieder hier sein.“ Kartinka wendet sich schon zum gehen. Bestimmt hat sie noch andere Patienten, aber eigentlich will ich gar nicht das sie geht. „Hey ähm.. Du sag mal? Hast du vielleicht Lust auf einen Kaffee?“ Irgendwie fühle ich mich wie so ein 16jähriger, der grade nach seinem ersten Date fragt. Man bin ich peinlich. Kartinka dreht sich wieder zu mir um und schaut mich an. Ich hab keine Ahnung, was dieser Blick zu bedeuten hat. Bin ich zu weit gegangen? Schließlich ist sie meine Ärztin und gestern Abend war meine Exfreundin noch bei mir. Ganz bestimmt hat sie einen Freund oder so. Vielleicht auch eine Freundin.
„Du bist im Moment mein Patient, also lautet die Antwort nein. Außerdem kann ich es mir im Moment auch nicht leisten viel Freizeit zu haben. Tut mir leid.“

Wow ok. Vielleicht hätte ich das nicht fragen sollen, aber sie sagt ja im Moment, also ist es in einer Woche vielleicht anders. „Alles klar. War auch nur so eine Idee. Irgendwie muss ich mich ja revanchieren, wenn du mir so oft das Leben rettest.“
„Du bist echt süß, aber es ist ja mein Job Leben zu retten und ein Date oder eine Beziehung mit einem Patienten könnte mich wohmöglich den Job kosten.“
„Also wenn ich nicht mehr dein Patient bin könnte die Antwort anders ausfallen?“ Ich grinse sie an. Das sind doch super Aussichten und Motivation genug hier raus zu kommen.
„Naja. Wer weiß das schon. Noch bist du hier und solange die Gefahr besteht, dass deine Wunde nochmal aufreißt wirst du auch noch hier bleiben.“ Sie zeigt dabei auf meinen Bauch und ich spüre deutlich den Verband auf meiner Haut, fast so als ob er mir sagen will, dass es noch lange nicht vorbei ist.
„Tolle Prognose Frau Doktor.“ Ich sehe sie mit einem schiefen Lächeln an und genau in diesem Moment geht die Zimmertür auf und meine Mutter kommt rein.
„Oh mein Liebling. Du bist wieder wach. Gott sein dank. Jag mir bloß nie wieder solch ein schrecken ein, hörst du?“ Mutter kommt im schnellen Schritt auf mich zu und Drückt mir unter Tränen Küsse auf den Kopf.
„Mama bitte. Ich versuch hier grade eine Dame zum Kaffee einzuladen.“, flüster ich ihr leise ins Ohr und im selben Augenblick höre ich wie die Zimmertür hinter Kartinka zu geht.
„Was? Wie kannst du jetzt an Kaffee denken? Dir scheint es besser zu gehen.“ Mutter lässt mich lachend los und geht hinüber zum Stuhl. „Du weißt aber schon, dass sie deine Ärztin ist oder? Nur weil sie sich Sorgen um dich macht, heißt das noch lange nicht, dass sie auf dich steht. Auch wenn sie die ganze Zeit über ziemlich oft hier war. Vielleicht hat sie aber auch nur Mitleid mit dir.“ Mutter liebt es mich mit sowas aufzuziehen. Das hat sie früher schon getan.
„Tja vielleicht steht sie aber doch auf mich. Erstens hat sie gesagt, dass sie, solange ich ihr Patient bin, nicht zustimmen darf. Alles was danach kommt ist keine Arbeit mehr. Und zweitens hat sie mich im OP, als ich hier angekommen bin bestimmt nackt gesehen. Das kann viele Frauen beeindrucken. Ein Wunder, dass die Krankenschwestern hier nicht Schlange stehen um mich zu waschen.“ Ich strecke ihr die Zunge raus und will lachen, aber dabei tut die Wunde am Bauch doch ziemlich weh, weshalb ich es schnell sein lasse. Dafür lacht Mutter genug für uns beide.
„Oh du weißt ja gar nicht, was hier los war, als du Bewusstlos warst. Natürlich muss abundzu jemand nach dir sehen, aber deine Ärztin kam einmal die Stunde und wenn dein Verband oder deine Kateta gewechselt werden mussten haben die Schwestern nicht unbedingt das Gesicht verzogen. Ich wusste ja schon immer, dass ich eine  hübschen Sohn habe, aber dass er solch eine Wirkung auf Frauen hat wusste ich bis her noch nicht.“ So habe ich Mutter schon lange nicht nehr lachen gehört.
Plötzlich klopft es an der Tür und der Polizist, der anscheinend immer noch vor meiner Tür postiert ist steckt seinen Kopf hinein. „Verzeihung die Störung, aber eine junge Dame möchte zu ihnen rein. Sie sagt, sie war gestern Abend schon hier und sie wolle nach ihnen sehen.“
„Ich hab ihr gesagt, sie soll weg bleiben. Bitte lassen sie sie nicht rein. Ich brauche ruhe.“ Langsam bin ich etwas genervt von Emily. Warum kommt sie ständig wieder her? Was will sie denn noch? Sie hat mir gestern alles erzählt, was sie weiß.
Der Polizist schließt die Tür nicht, weshalb wir leise mitbekommen, was dort draußen passiert.
Emily will sie anscheinend nicht abwimmeln lassen. Irgendwie schafft sie es am Polizisten vorbei zu kommen und stürmt ins Zimmer rein. Sie sieht irgendwie aufgelöst aus und da ist noch etwas in ihren Augen. Ist das Wut? Weshalb sollte sie wütend auf mich sein? Ich hab ihr gestern gesagt, ich brauche Zeit und sie hat mir zugestimmt. Also was ist los?
„Warum? Wie kann das sein? Warum lebst du noch?“ Sie schreit diese Wörter, so dass man sie sicher auch noch am Ende des Flurs hören kann. „Ich verstehe das nicht. Es war doch alles perfekt. Warum lebst du noch?“ Bei den letzten Worten holt sie etwas aus ihrer Tasche raus, was ich erst nicht erkennen kann. Mutter schreit auf und da erkenne ich, womit meine Ex Freundin auf mich zeigt. Sie hält eine Waffe in der Hand. Was soll das? Was ist los mit ihr? Gott, der Tag wird immer schlimmer.
„Emily. Was soll das? Was hast du vor?“ Ich spreche erstaunlich ruhig. Mir fehlt irgendwie die Kraft Angst zu haben. Warum auch? Ich wäre schon beinahe gestorben und das nicht nur einmal. Angst hilft mir nicht weiter. „Nimm die Waffe runter und sag mir was los ist. Was willst du tun? Willst du mich wirklich töten?“
„Ja ganz genau das will ich. Das muss ich. Wenn ich es nicht tue, war alles um sonst. Die ganze Forschung war um sonst. Du hättest sterben müssen. Keiner brauchte dich je lebend. Wir brauchten nur etwas zum testen und dein Körper war perfekt dafür.“ Emily hat einen wilden, entschlossenen und etwas irren Blick. Sie schwenkt ihre Waffe auf meine Mutter und sagt: „Sie sollte jetzt am besten tun was ich sage, verstanden?“ Mutter nickt. „Gut. Los rüber zu ihm. Sie schieben jetzt das Bett für mich. Und machen sie bloß keine falsche Bewegung und nicht auf dumme Ideen kommen.“
Mutter kommt zu meinem Bett rüber und versucht die Räder lose zu stellen. Sie hat natürlich keine Ahnung davon, also dauert es eine Weile bis es klappt. Emily wird immer nervöser. „Nun machen sie schon. Ich hab nicht ewig Zeit. Los jetzt. Schieben sie das Bett aus den Zimmer.“ Emily winkt mit der Waffe Richtung Tür und während Mutter mein Bett rausschiebt, läuft Emily mit der Waffe auf uns gerichtet hinter uns her.
Ich bin als erster auf dem Flur und ein Blick zur Seite sagt mir was gleich passieren wird. Mutter schiebt mich immer weiter. „Schau nur grade aus Mama.“, sage ich ihr leise. Sie schiebt mich noch ein kleines Stück bis sie auch ganz aus dem Türbereich verschwunden ist. Hinter uns läuft Emily immer noch mit der Waffe. Auf dem Flur ist es unglaublich stimm geworden. „Duck dich. Jetzt!“, sag ich zu meiner Mutter. Wieder leise genug, dass Emily es sicher nicht verstehe kann. Mutter lässt das Bett los und springt neben das Bett und duckt sich dahinter. Und dann war es auf einmal sehr laut.
„Die Waffe auf den Boden legen und die Hände hoch so das wir sie sehen können!“ Der Polizist vor der Tür hat Verstärkung gerufen. Die war zum Glück auch ziemlich schnell da, wie es aussieht. Sie haben sich im Bereich hinter der Tür postiert und stellen sich nun mit gezückten Waffen um uns herum und behalten Emily ganz genau im Auge. „Los jetzt! Waffe runter und Hände über den Kopf!“, ruft einer der Polizisten erneut. Emily hebt die Hände über den Kopf, hat aber die Waffe noch in der einen Hand. Eine Polizistin nähert sich ihr von der Seite her an. Die Waffe auf sie gerichtet. Bei ihr angekommen, nimmt sie die Hand mit der Waffe und zieht sie runter um die Waffe zu entwänden und in der gleichen Bewegung ihr den Arm auf dem Rücken zu verdrehen. Ich sehe alles zwar nur spiegelverkehrt, weil durch zufall ein Fenster gegenüber der Tür ist und es recht dunkel draußen ist, aber immerhin kann ich es sehen. Emily fängt an sich zu währen, aber ein anderer Polizist schnappt sich ihren zweiten Arm. Ein dritter nimmt der Polizistin die Waffe ab, um sie in eine Tüte oder so zu stecken. Mutter kommt aus ihrem Versteck hoch und schiebt mein Bett noch ein Stück auf den Flur, weg von dem Tumult. Kartinka kommt nun auch auf mich zugelaufen, genau wie zwei Krankenschwestern.
„So ein Mist. Ist alles gut? Wo ist der Tropf? Los wir schieben ihn wieder ins Zimmer. Da ist es ruhiger.“
Die Schwestern schieben das Bett rückwärts wieder ins Zimmer. Die Polizei bringt Emily bereit raus während ich ins Zimmer geschoben werde. Man hier wird es echt nie langweilig. Dabei könnte ich mal wieder etwas Langeweile vertragen und schlaf wäre jetzt auch nicht schlecht.
Ich bin grade dabei etwas wegzudämmern, als Kartinka mich anspricht: „Hey! Jetzt wird nicht geschlafen ja? Du kannst später wieder ins Reich der Träume gehen, aber jetzt bleibst du erst mal etwas wach.“ Sie steht jetzt direkt über mir uns leuchtet mit irgendwas in meine Augen.
„Ok ok. Ich versuche nicht einzuschlafen, wenn du aufhörst mich zu blenden.“ Ich hebe die Hand um sie mir vor die Augen zu halten und drehe gleichzeitig mein Kopf zur Seite.
„Gut. Ist alles gut bei dir? Hast du Schmerzen? Ist dir schwindelig?“
„Nein ich bin nur erschöpft. Diese Ex Freundin macht mich ganz schön fertig. Mama ist bei dir alles gut?“ Meine Mutter hat sich auf einen Stuhl gesetzt und eine der Schwestern hat ihr etwas zu trinken gegeben.
„Geht schon. Ich bin nur etwas fertig. Was für eine Frau.“ Sie starrt irgendwas an, was ich nicht sehen kann und schüttelt leicht den Kopf. „Zum Glück sind wir sie jetzt los.“

In der nächsten Woche hatte ich endlich Zeit mich richtig auszuruhen. Meine Wunden verheilten richtig gut und eine Woche vor Weihnachten konnte ich endlich wieder nach Hause. Mein bester Kumpel Denis holte mich mit dem Auto ab. Auf dem Weg nach draußen habe ich Kartinka noch mal getroffen und ihr einen Zettel mit meiner Nummer gegeben. Dazu hab ich gesagt: „Jetzt bin ich nicht mehr dein Patient. Jetzt hast du keine Ausrede mehr und meine Mutter hat dich auch schon zu Weihnachten eingeladen. Also ruf mich mal an.“ Zum Abschied hab ich ihr einen Kuss auf die Wange gegeben.
Am nächsten Tag hat sie mich dann tatsächlich angerufen. Wir haben uns dann auf einen Kaffee getroffen.
Die Ermittlungen der Polizei waren auch recht schnell abgeschlossen, nachdem sie Emily verhaftet haben. Sie hat da mit drin gesteckt und mich als Opfer ausgewählt, weil ich ihr das Herz gebrochen habe. Es gab noch eine ganze Menge mehr, was sie so erzählt hat, aber ich habe den Polizisten, die mich nach meiner Aussage informiert haben, gesagt, dass ich das alles gar nicht so genau wissen will. Hauptsache die Täter bekommen ihre gerecht Strafe. Höchstwahrscheinlich muss ich noch eine Aussage vor Gericht machen. Davor sollte ich mich mit einigen Fakten noch mal auseinander setzen, aber ich habe einen Anwalt, der mir dabei hilft und die Verhandlung wurde aufs nächste Jahr gelegt. So muss ich mich zu Weihnachten nicht mit diesem Thema beschäftigen.

Am ersten Weihnachtsfeiertag ist eine super Stimmung zu Hause. Wir sind zwar nur zu dritt, aber wir sind froh und glücklich, dass wir alle hier sind. Ella telefoniert wie jedes Jahr an diesem Tag mit ihrer leiblichen Mutter. Sie konnte sich damals nicht um sie kümmern, aber meine Mutter hat darauf bestanden, dass sie den Kontakt hält. So hat Ella zwei Mütter.
Während Ella als mit ihrer leiblichen Mutter spricht helfe ich meiner Mutter dabei den Tisch zu denken. Für vier Personen.
„Kartinka hat vor zehn Minuten geschrieben, dass sie in einer viertel Stunde da ist.“ Ich lächle Mutter an. Ich glaube ich war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen und Mutter auch nicht. Nicht seit Vater gestorben ist. Seit ich aus den Krankenhaus bin ist sie die bestimmt glücklichste Frau auf der Welt und ich hab sie so unendlich lieb.

Nachdem Kartinka angekommen ist und wir zusammen Entenbraten gegessen haben machen wir uns einen gemütlichen Abend im Wohnzimmer neben dem Weihnachtsbaum und genießen jede Minute unseres Lebens.

Der Fall – Teil 2

Bisher: Tom wurde entführt und durch die Polizei befreit. Keiner kann ihm so richtig sagen, was genau passiert ist. Er selbst kann sich auch an nichts erinnern. Er weiß jetzt nur, das er Schmerzen hat, die von einer Wunde am Bauch herrührt. Angeblich wollte man ihm Organe entnehmen. Jetzt ist er aber wieder bei seiner Familie…..


Als ich wieder aufwache, ist Mutter immer noch im Zimmer und Ella ist jetzt auch da. Sie unterhalten sich über die Schule und die Hausaufgaben. Als Ella merkt, dass ich wach bin springt sie auf und kommt zu mir ans Bett gerannt. Am liebsten wäre sie wahrscheinlich zu mir ins Bett gesprungen, aber Mutter rief ihr zu, sie soll vorsichtig sein. Also setzt sie sich nur aufs Bett und drückt mich ganz vorsichtig. Ich bin wirklich froh meine kleine Schwester zu sehen.

„Die Ärztin war zwischendurch hier und hat nach dir gesehen, aber du hast geschlafen. Zwei Stunden. Ich werde sie mal her holen. Sie wollte dir ein paar Fragen stellen glaube ich.“ Mutter lächelt mich an und geht kurz aus dem Zimmer.

„Ich hab mir echt sorgen gemacht Tommi. Ich dachte schon wir verlieren dich. Ich hab jeden Tag in deinem Zimmer Hausaufgaben gemacht und auf dich gewartet. Ich hoffe du bist nicht böse auf mich.“

„Alles gut, kleine Maus.“, flüstre ich ihr zu und streichle ihren Arm.

Wir saßen einfach so da bis Mutter und die Ärztin ins Zimmer kommen.

„Hallo Tom. Wie ich sehe geht es dir schon besser. Helfen die Schmerzmittel?“

„Ja die Schmerzen sind nicht mehr so stark.“, sage ich und lächle sie schief an.

„Sehr gut. Jetzt solltest du ein wenig was trinken. Oh und ich hoffe es ist ok wenn ich dich dutze. Kannst mich auch dutzen.“

„Klingt gut“, flüstere ich, während ich mir das Glas nehme und etwas trinke.

„Die Polizei hat noch ein paar Fragen an dich. Ich werde dich jetzt noch einmal untersuchen bevor ich die Kommissare rein lasse. Es wäre besser, wenn Sie kurz draußen warten. Sie wissen schon. Die Bauchwunde wollen sie sicher nicht sehen.“, sagt die Ärztin an meine Mutter und Schwester gerichtet. Beide nicken und machen sich mit ihren Jacken auf den Weg nach draußen.

„Wir gehen ein wenig an die frische Luft. Wir sind gleich wieder bei dir Tom.“, sagt meine Mutter zu mir.

Nachdem die beiden weg sind kommt auch eine Schwester mit Verbandszeug und Salben hinein.

„Brauchst du noch etwas Schmerzmittel? Der Tropf wird wenigstens heute noch dran bleiben um deinen Körper noch weiter mit Mineralien und Flüssigkeit zu versorgen. Es wäre kein Problem noch mal Schmerzmittel dazu zu geben.“ Dabei nimmt die Ärztin einen Infusionsbeutel von der Schwester entgegen und tauscht ihn gegen den inzwischen leeren Beutel aus. Eigentlich geht es mit den Schmerzen inzwischen ein wenig besser, aber ich denke das Schmerzmittel wirkt auch noch.

„Ja ich denke etwas könnte ich noch vertragen.“, sag ich deshalb zu meiner Ärztin und sie schickt die Schwester noch mal los um Medikament und Spritze zu holen.

Währenddessen hilft sie mir mich aufzudecken und vorsichtig aufzusetzen. Sie löst schon vorsichtig den Verband, als ich sie frage: „Wie habt ihr das eigentlich gemacht, als ich mich noch nicht aufsetzen konnte?“

Sie lächelt mich an. „Nun ja, wir haben starke Pfleger. Die haben dich ein wenig angehoben, während eine Schwester und ich die Wunde gereinigt und den Verband erneuert haben. Das war vielleicht ein Spaß.“ Grade als sie fertig gewickelt hat kommt die Schwester rückwärts in den Raum und sagt zu irgendwem, den ich nicht sehen konnte: „Tut mir leid die Herren, aber sie können jetzt noch nicht zu ihm. … Ja die Familie ist grade raus, damit wir den jungen Mann behandeln können. … Nein tut mir leid. Sie müssen sich noch etwas gedulden bis sie rein können. Die Ärztin ist noch drin und wir brauchen Ruhe. Er sollte definitiv noch nicht zu sehr gestresst werden.“ Und damit zieht sie die Tür zu und dreht sich zu uns um. „Meine Güte. Diese Polizisten sind vielleicht ungeduldig und nervig.“ Sie schüttelt dabei genervt den Kopf.

Nachdem sie die Schmerzmittel in meinen Tropf getan hat, hilft sie dabei meine Wunden zu versorgen. Als erstes kümmern sie sich um die kleinen Schrammen, die ich noch nicht bemerkt habe. Sie schmieren irgendeine Salbe darauf, wodurch sie gereinigt werden und die Wunden schneller heilen. Zum Schluss ist die Stelle dran, die genäht werden musste und als ich sie mir genauer ansehe, stelle ich fest, dass die echt riesig ist. Die Naht reicht fast über den kompletten Bauchbereich. Kein Wunder, dass mein Bauch so weh tut. Wobei das meiste sicher schon verheilt ist. Ich bin froh, dass ich inzwischen schon wieder liege.

„Das sieht schon viel besser aus. Wir reinigen das noch mal und dann kommt wieder ein Verband rum. Es blutet immer noch manchmal, wenn dein Körper zu viel bewegt wird. Siehst du? Und das nur, weil wir dich kurz aufgesetzt haben.“ Die Ärztin zeigt mir ein Tuch mit dem sie vorsichtig die Narbe abgetupft hat. Ich glaube den restlichen Tag bleibe ich einfach liegen. Ärztin und Schwester werden mich wohl anheben um den Verband umzuwickeln, aber sitzen war einfach zu anstrengend und schmerzhaft.

Und wirklich, die beiden Frauen heben mich leicht an und wickeln den Verband wieder leicht um meinen Bauch herum.

Nachdem meine Ärztin irgendwas in meiner Akte notiert hat, sagt sie: „So, wir sind dann soweit. Eine andere Schwester wird dir gleich noch etwas zu essen bringen, sowie zwei Flaschen Wasser.“ Sie öffnet die Zimmertür. „Und ich würde dann die Polizisten reinlassen. Wenn Sie zu sehr gestresst sind von denen, drücken sie einfach den Kopf und rufen jemanden. Dann schicken wir sie wieder raus und sie müssen später wieder kommen.“

„Danke. Ähm kannst du mir deinen Namen noch mal sagen?“, sag ich leise.

„Kartinka.“, antwortet sie leise. Ich lächle zum Abschied an und dann war sie und die Schwester weg.

Gleich darauf kommen auch schon die beiden Polizisten rein und stellen sich vor.

„Schön guten Tag Herr Menzer. Ich bin Kommissar Knap und das ist mein Partner Kommissar Langfeld. Wir haben einige Fragen an sie.“

Kommissar Knap ist ein mittelgroßer etwas rundlicher Mann, der gewiss schon einige Jahre in seinem Job arbeitet. Seine Haare färben sich an manchen Stellen schon etwas gräulich. Kommissar Langfeld ist dagegen noch ziemlich jung. Er ist groß gewachsen und auf den ersten Blick sehr muskulös. Sein braunes Haar ist kurz geschnitten und sein Gesicht sieht, im Gegensatz zu dem von Knap, freundlich aus.

Landfeld bleibt in der Nähe der Tür stehen, während Knap sich einen Stuhl neben mein Bett stellt und sich draufsetzt.

„In Ordung, aber ich weiß nicht ob ich ihnen viel helfen kann.“

„Kein Problem. Sagen sie uns einfach alles, was ihnen dazu einfällt. Wissen sie, wer sie entführt hat? Oder können sie den Täter beschreiben? Vielleicht waren es auch zwei?“ Knap listet ganz schön viele Fragen auf einmal auf. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

„Ähm. Nun ja. Ich bin mir nicht so sicher. Ich glaub jemand hat mich auf dem Weg zur U-Bahn geschupst. An ein Gesicht kann ich mich nicht erinnern, aber dann hat mir jemand etwas vor das Gesicht gehalten. Mehr weiß ich nicht.“

„Sie können sich an nichts erinnern? Vielleicht was diese Person anhatte? Oder vielleicht auch ein Geruch? Alles kann uns helfen.“ Knap beugt sich vor und stützt seine Arme auf seine Beine.

„Nein tut mir leid. Das ist alles verschwommen und durcheinander.“

„Schon in Ordnung. Vielleicht fällt es ihnen irgendwann noch ein. Wissen sie, was dort passiert ist, wo man sie hingebracht hat?“

„Nein, nicht wirklich. Ich war nur kurz wach und es war einfach nur dunkel. Eine Person kam ins Zimmer und hat mir irgendwas gespritzt. Ich konnte sie aber nicht erkennen. Danach war ich wohl wieder weg und bin dann hier aufgewacht. An mehr erinnere ich mich wirklich nicht.“

Knap holt sich einen Blog und einen Stift aus seiner Tasche und kritzelt irgendwas drauf.

Er greift erneut in seine Jackentasche und streckt mir eine Visitenkarte hin.

„Wenn ihnen noch etwas einfällt kontaktieren sie uns bitte umgehend. Wir müssen alle Täter bekommen bevor noch mehr Menschen von denen entführt werden. Wir haben fast alle, aber einige verstecken sich ziemlich gut. Es hat lange genug gedauert, diese Organisation aufzuspüren und aufzumischen.“ Knap scheint schon ziemlich lange mit diesem Fall beschäftigt zu sein. Ich kann verstehen, dass er die Täter endlich schnappen will, aber wie kann ich ihm da schon groß weiter helfen, wenn ich rein gar nichts gesehen habe?

„Wenn mir etwas einfallen sollte gebe ich ihnen bescheid.“

„Danke. Na dann ruhen sie sich mal weiter aus. Sie sehen noch immer nicht besonders fit aus.“ Knap steht auf, schüttelt meine Hand und geht zur Tür vorbei an seinem Kollegen. Der folgt ihm nach draußen und schließt die Tür.

Ich werde das Gefühl nicht ganz los, dass hinter der ganzen Sache noch mehr steckt und die beiden Kommissare mir nicht alles sagen. Sie haben nur Fragen gestellt, die ich ihnen nicht beantworten konnte, aber sie haben nicht gefragt, warum mich jemand entführt hat. Ich denke, dass sie das schon wissen. Warum haben sie mir das nicht erzählt? Ich habe noch so viele Fragen, aber die sind einfach gegangen, ohne das ich sie stellen konnte.

Die Zimmertür geht wieder auf und Ella und Mutter kommen wieder rein.

„Hey Großer. Alles gut?“ Mutter legt ihre Jacke wieder auf einen Stuhl und kommt zu mir ans Bett.

„Ja eigentlich schon, nur konnte ich weder eine Frage beantworten noch stellen. Dabei hab ich so viele Fragen.“

„Mach dir keinen Kopf. Uns haben sie auch nicht besonders viel gesagt, nachdem sie dich gefunden haben. Wir wissen nur, dass du von Leuten festgehalten wurdest, die dir Organe rausnehmen wollten und sie denen schon länger auf den Fersen sind. Einer oder mehrere sind immer noch auf freiem Fuß. Und wie genau sie dich gefunden haben weiß ich auch nicht.“ Mutter streicht mir mit der Hand über die Wange. Ella setzt sich auf die andere Seite vom Bett und beobachtet uns.

„Na gut. Lasst uns nicht die ganze Zeit darüber reden. Ich kann mich eh an kaum etwas erinnern. Soll die Polizei mal ihre Arbeit mache.“

Gerade als ich den Satz beendet habe klopft es an der Tür. Eine Krankenschwester steckt den Kopf hinein und sagt: „Ich hab hier etwas zu essen für sie.“ Damit kommt sie dann ins Zimmer und stellt ein Tablet auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Darauf sind ein paar Scheiben Brot, Butter und etwas Wurst und Käse. Dazu noch eine Tasse Tee. „Ich bringe gleich noch ein paar Flaschen Wasser.“ Damit geht sie wieder aus dem Zimmer und kommt kurz darauf mit zwei Flaschen Wasser wieder rein.  „Guten Appetit.“, und damit war sie wieder verschwunden und schließt die Tür hinter sich.

Mutter steht auf und geht ums Bett rum um mir dann eine Scheibe Brot mit Butter zu schmieren und Wurst drauf zu legen. Da ich mich nicht hinsetzten kann und will, esse ich im liegen. Die restliche Zeit über reden wir über alles mögliche. Zwischendurch kommen auch noch ein paar Freunde von mir vorbei und freuen sich ziemlich darüber, dass ich endlich wach bin.

Irgendwann gehen dann auch Mutter und Ella nach Hause. Die Kleine muss ja morgen früh wieder zur Schule.

Nachdem die beiden weg sind und ich noch mal etwas gegessen habe, schlafe ich wieder ein. Es war ziemlich schön alle zu sehen, aber jetzt bin ich doch ziemlich erschöpft. Ich nehme zwischendurch noch war, dass Kartinka, die Ärztin, im Zimmer ist und nach mir sieht, aber mehr auch nicht.


Fortsetzung folgt…. 

Beim nächsten Mal erfahren wir vielleicht endlich was wirklich passiert ist. Ihr solltet dran bleiben. 

Plätzchen backen

Wir kneten den Teig.

Bald ist es so weit.

Der Ofen ist an.

Nun aber ran.

Den Teig ausrollen

So dünn wie wir wollen.

Dann die Formen ausstechen,

Und vorsichtig aus den Teig brechen.

Dann ab aufs Blech.

Nun das war Pech.

Da fiel ein Stern zu Boden.

Ich wird dich jetzt nicht loben.

Jetzt aber rein da.

Weihnachten ist schon nah.

Wenn die Plätzchen fertig sind,

Sind alle glücklich wie das Kind.

Der Fall – Teil 1

Dunkelheit. Mehr nehme ich nicht wahr. Ich kann nichts sehen. Ich weiß nicht wo ich bin. Wie komme ich hier her. Wo auch immer hier ist.

Ich versuche mich zu bewegen, aber ich bin mit den Händen und Füßen an irgendwas festgebunden.

Was ist nur passiert. Ich kann mich nicht richtig erinnern. Ich weiß noch, dass ich auf Arbeit allen Tschüs gesagt habe und mich auf dem Weg nach Hause gemacht habe, aber was dann passiert ist, ergibt irgendwie keinen Sinn. Es ist alles verschwommen. Ich glaube, ich habe einer jungen Frau geholfen, den Kinderwagen aus dem Bus zu bekommen. Dann bin ich Richtung U-Bahn gelaufen und über irgendwas gestolpert. Oder wurde ich vielleicht geschubst? Das könnte es sein. Und dann hat mit glaube ich jemand etwas auf die Nase gehalten. Danach war alles schwarz. Und es ist immer noch schwarz.

Ich bekomme Panik. Was ist hier los? Wo bin ich?

Ich versuche zu schreien, aber ich bemerke erst jetzt, dass mein Mund mit etwas zugeklebt ist. Es kommen nur ein paar erstickte Laute raus.

Ich rüttel mit den Händen und Füßen, aber ich kann mich nicht lösen. Immerhin weiß ich, dass ich auf etwas drauf liege. Es könnte ein Bett sein. Der Untergrund ist recht weich.

Plötzlich geh an einer Wand eine Tür auf und Licht strömt in den Raum. Eine Person steht dort, aber ich kann durch die gleißende Helligkeit nichts erkennen. Die Person kommt auf mich zu, scheint aber darauf bedacht, dass ich sie nicht erkennen kann. Im Gesicht trägt sie so etwas wie einen Mundschutz. Oder? Ich weiß nicht genau. Das Licht blendet mich sehr. Sie hält etwas in der Hand. Was ist das? Es könnte eine Spritze sein. Aber wozu eine Spritze?

Kurz darauf weiß ich es. Die Spritze wird präzise und genau in meiner Armbeuge angesetzt und in die Haut gestochen. Ich verliere fast sofort das Bewusstsein. Es wird wieder schwarz.


Ich habe Schmerzen. Starke Schmerzen. Im Bauch und im Kopf. Das Atmen fällt mir auch schwer. Bei jedem einatmen hört man ein leises Rasseln aus meiner Brust. Ich versuche die Augen zu öffnen, aber es fällt mir schwer. Ich versuche mich zu bewegen und es klappt. Ich glaube beim letzten Mal ging das nicht. Wie lange das jetzt wohl schon her ist. Was hat sie verändert, dass diese Person mit der Spritze mich losgebunden hat?

Ich bekomme langsam die Augen auf und merke, dass es nicht mehr dunkel ist. Jedenfalls nicht so dunkel wie vorher. Und es ist auch nicht total still. Von irgendwoher ertönt ein piepen. Und auch Stimmen sind zu hören. Ich glaube ich bin nicht mehr in dem dunklen Raum. Aber wenn nicht dort wo dann?

Ich versuche mich langsam umzublicken. Das sehen fällt mir noch immer etwas schwer. Bis jetzt habe ich nur die weiße Decke gesehen. Als ich den Kopf zur Seite drehe sehe ich ein Fenster vor dem Vorhänge sind um die Sonnenstrahlen abzuhalten. Neben dem Fenster steht ein Tisch. Darauf stehen viele Blumen und auch zwei Teddybären. Als mein Blick weiter Richtung Bett wandert sehe ich Monitore und einen Tropf. Ich glaube ich bin in einem Krankenhaus, denn als ich langsam den Kopf in die andere Richtung drehe, sehe ich eine Tür, neben der eine weitere Tür ist und an der Wand daneben hängt etwas, wo Desinfektionsmittel sein könnte. Neben meinem Bett steht auch ein weiterer kleiner Tisch. Darauf ist nicht viel abgestellt. Nur eine Flasche Wasser und ein Glas.

Plötzlich geht die Tür auf und ich bekomme Angst, es könnte diese Person mit der Spritze sein. Vielleicht ist sie noch nicht fertig mit mir. Die Panik muss mir ins Gesicht geschrieben sein, denn die Person die herein kommt hebt sofort die Hände und sagt: „Alles gut. Sie sind im Krankenhaus. Hier wollen wir ihnen nur helfen. Bitte beruhigen sie sich. Ich hole eine Arzt.“ Und damit war die Frau wieder weg. Die Tür hat sie aber nicht geschlossen. Der Lärm von dem Gewusel draußen ist deutlich zu hören. Ein Mann in Uniform tritt in den Türspalt, sieht aber nicht hinein. Er achtet nur darauf, was draußen passiert. Aber warum steht ein Polizist vor dem Zimmer? Was ist denn los?

Ich wollte schon zu ihm rüber rufen ob er es mir erklären kann, als er aus dem Spalt verschwindet um einer Ärztin Platz zu machen, die eilig in das Zimmer kommt.

„Das ist wirklich sehr gut. Sie sind endlich wach. Wir wusste schon fast nicht mehr was wir tun sollen, aber anscheinend brauchte ihr Körper einfach nur eine Menge Ruhe.“ Sie nimmt eine Akte von der Bettkante und schlägt sie auf. Sie schaut rein und danach auf die Monitore. Dann kommt sie an die Seite vom Bett, legt die Akte auf das Tischchen und nimmt meine Hand. Sie muss ganz kalt sein, denn ihre fühlt sich ziemlich warm in meiner an.

„Hallo. Mein Name ist Dr. Kartinka Baum. Ich bin ihre behandelnde Ärztin und sie befinden sich im Krankenhaus. Können sie mir sagen wie sie heißen und wie alt sie sind?“

Ich schaue sie an. Sie scheint aufrichtig zu sein und ich kann nicht erkennen ob sie die Wahrheit sagt oder nicht. Also glaube ich ihr und will ihr antworten. Aber als ich den Mund aufmache kommt kein Wort raus. Was ist los?

„Keine Sorge. Das können wir auch später noch mal versuchen. Das kann ganz normal sein, dass sie erst einmal nicht richtig sprechen können. Das wird bald wieder. Dann machen wir es erst mal anders. Sie nicken und schütteln den Kopf einfach nur. Ok?“

Ich nicke. Ja ich glaube das könnte erst mal klappen. Aber warum kann ich nicht sprechen?

„Alles klar. Haben sie Schmerzen?“ Ich nicke erneut.

„Gut. Also das ist natürlich nicht gut, aber wir geben ihnen etwas dagegen.“ Sie wendet sich an die Krankenschwester, die hinter ihr ins Zimmer gekommen ist und sagt ihr irgendwelche Medikamentennamen, die sie holen soll.

„Wissen sie was passiert ist?“, fragt sie nun wieder mich. Ich schüttle den Kopf. Nein, ich verstehe irgendwie nichts.

„Macht nichts. Vielleicht wollen sie das auch gar nicht wissen.“ Ich sehe sie fragend an. Sie lächelt ein wenig traurig und schüttelt leicht den Kopf.

„Ok ich erzähle ihnen das, was ich weiß, aber vielleicht wollen sie auch lieber, dass Ihre Freundin Ihnen das erzählt?“

Welche Freundin? Ich habe seit zwei Monaten keine Freundin mehr. Ich sehe die Ärztin fragend an. Ich verstehe nicht von wem sie spricht.

„Ach haben sie gar keine Freundin?“ Ich schüttle den Kopf.

„Ok. Eine junge Frau hat behauptet, sie wäre ihre Freundin. Sie war immer alleine hier und hat an ihrem Bett geweint. Sie hat ihnen auch den einen Teddy mitgebracht. Sie hat blondes Haar und ist ziemlich schlank. Hat immer hohe Absätze an gehabt.“

Oh Mann! Echt jetzt? Meine Ex an meinem Krankenbett und keiner schickt sie weg? Die Frau hat mich betrogen, gelogen und ausgenutzt. Ich schaue der Ärztin ins Gesicht und schüttle den Kopf. Nein, sie ist nicht meine Freundin.

„Also ist sie nicht ihre Freundin. Möchten sie trotzdem, dass sie zu ihnen kommt?“ Ich schüttle den Kopf. „Gut ich sage es gleich dem Polizisten.“

Wieder sehe ich sie fragend an und sie scheint mich zu verstehen.

„Der steht zu ihrem Schutz dort draußen. Sie wechseln sich in Schichten ab. Sie lassen nur geprüfte Leute durch.“ Aber warum denn?

„Na gut. Ich weiß aber sicher nicht alles.“ Dr Baum setzt sich auf die Bettkante neben mich und sieht mich an.

„Als sie mit dem Krankenwagen hier her gebracht wurden, hatten sie schwere Verletzungen am und im Bauchbereich. Jemand hat versucht ihnen Organe zu entnehmen. Anscheinend kam die Polizei grade noch rechtzeitig bevor das passieren konnte. Ihnen wurden starke Opioide verabreicht. Wir konnten leider noch nicht feststellen, was genau ihnen gespritzt wurde oder wie viel es war. Es könnten auch mehrere Stoffe gleichzeitig in ihrem Körper gewesen sein. Sie waren in einem sehr kritischem Zustand. Im OP sind Sie uns einmal fast gestorben, aber Sie sind wieder zurückgekommen. Danach haben sie jetzt fast eine Woche geschlafen. Zum Glück haben sie selbstständig geatmet. Sie brauchten nur Sauerstoff und keine Intubation. Die Verletzungen am Bauch konnten wir wieder zunähen und die Blutungen größtenteils stoppen.“

Ich hob langsam meine Hand und zeigte auf meinen Kopf. Dabei verzog ich das Gesicht um den Schmerz zu zeigen.

„Tja woher genau die Kopfschmerzen kommen, kann ich ihnen nicht sagen, da wir ja noch nicht wissen was ihnen alles verabreicht wurde. Sie haben auch einige Schürfwunden und Hämatome, aber nichts deutet auf eine Gehirnverletztung hin. Wahrscheinlich hilft schon etwas Ruhe und Wasser gegen die Kopfschmerzen und essen sollten Sie heute auch noch etwas.“

Ich deute vorsichtig auf den Polizisten vor der Tür.

„Wie gesagt: der steht zu ihrem Schutz dort draußen. Offensichtlich wurden noch immer nicht alle Täter gefasst und man hat Angst, dass dieser Täter zu ihnen kommen könnte um seine Tat zu beenden.“

Ich nicke zum Verständnis. Ok. Also war ich wirklich in diesem Raum und es waren mehr Personen dort als diese eine. Und eine davon war noch auf freiem Fuß. Was genau diese Leute von mir wollten verstehe ich allerdings nicht.

Die Krankenschwester kommt mit den Medikamenten rein. Sie reicht sie der Ärztin. Diese zeigt mir jedes einzelne um mir zu sagen was für was ist. Zwei waren in Tablettenform. Sie sind gegen mögliche Übelkeit und Magenschmerzen. Das eigentliche Schmerzmittel ist eine Flüssigkeit und die müsse über den Tropf kommen. Die Schwester packt neben dem Tropf eine Spritze aus und ich starrte sie dabei an.

„Alles gut. Das wird ihnen gut tun. Sie werden dadurch keine Schmerzen bekommen.“ Die Ärztin beobachtet mich, während ich die Schwester dabei beobachte, wie sie die Flüssigkeit in die Spritze zieht.

„Mach bitte nur zwei Emm Ell. Ich glaube das sollte reichen.“

„In Ordnung.“ Damit stoppt die Schwester das einziehen der Flüssigkeit und hält die Spritze hoch. Sie sticht die Kanüle in einen Gummipfropf am Infusionsbeutel und spritzt die Flüssigkeit vorsichtig hinein.

„Sehen sie. Nichts passiert. Sie werden in ungefähr 10 Minuten spüren wie der Schmerz nachlässt. Wenn es nicht genug ist, dann klingeln sie mit diesem Knopf hier und ich werde herkommen und etwas mehr einspritzen. Jetzt lassen wir sie erst mal in Ruhe. Ich gieße ihnen etwas Wasser ins Glas, damit sie die Tabletten schlucken können und werde in einer Stunde wieder nach ihnen sehen. Bestimmt kommt auch bald ihre Mutter vorbei. Ihre Schwester kommt wahrscheinlich wieder nach der Schule. Sie hat hier immer ihre Hausaufgaben gemacht.“

Ich nicke Dr. Baum zu und schaue sie dankbar an. Sie steht auf und ich schaue ihr und der Schwester nach als sie das Zimmer verlassen. Der Polizist macht hinter den beiden die Tür zu.

Jetzt war ich wieder allein. Immerhin weiß ich jetzt ein wenig mehr darüber, was passiert ist. Nur verstehen tue ich es immer noch nicht ganz. Woher wusste die Polizei denn, wo ich war? Warum haben sich diese Leute ausgerechnet mich geschnappt?

Ich nehme mir das Glas Wasser und trinke langsam ein paar Schlucke. Mann, tat das gut. Mein Mund war total trocken. Dann nehme ich die Tabletten, die die Ärztin auf den Tisch gelegt hat und spüle sie mit Wasser runter. Vielleicht klappt es mit dem Sprechen beim nächsten Besuch schon besser. Und der lies auch nicht besonders lange auf sich warten.

Es klopft leise an der Tür und sie wird vorsichtig aufgeschoben. Das Gesicht meiner Mutter erscheint in dem Spalt und sie sieht sehr müde aus. Als sie mich sieht kommt sie mit einem Lächeln im Gesicht ins Zimmer, macht die Tür zu und geht zu dem Tisch mit den ganzen Blumen hinüber. Dort legt sie ihre Jacke und ihr Tasche ab und kommt dann zu mir ans Bett. Dort nimmt sie meine Hand und sieht mich einfach nur an.

Irgendwann sagt sie: „Mensch Jung! Wir hatten solche Angst um dich. Was hätte ich nur getan, wenn sie dich nicht gefunden hätten? Wenn sie nicht rechtzeitig da gewesen wären? Ich hatte solche Angst.“ Ich drücke ihre Hand ganz fest um ihr zu zeigen, dass ich wieder da bin. „Alles wird gut.“, flüstere ich und bin selbst erstaunt, dass diese Wort raus kommen. Plötzlich fängt meine Mutter an zu weinen und ich versuche sie vorsichtig an mich zu ziehen und zu trösten. „Ich hatte solche Angst um dich. Ich hab sogar gebetet.“ Bei diesen Worten lacht sie kurz auf. Sie hat schon seit Ewigkeiten nicht mehr gebetet, aber anscheinend hat es funktioniert.

„Alles gut Mama. Bin wieder da.“, flüstere ich ihr ins Ohr und sie drückt mir einen Kuss auf die Wange.

„Deine Schwester kommt nachher auch noch vorbei. Sie wird sich freuen, dass du wach bist. Sie konnte sich in der Schule kaum konzentrieren seit du weg warst.“

„Wie lange war ich weg?“

„Fast eine Woche. Und dann bist du im Krankenhaus nicht aufgewacht.“

Ich drücke wieder ihre Hand und lächle sie an. „Jetzt bin ich wieder da.“

„Ja, das bist du.“ Sie lächelt mich an und streichelt meine Wange. Dann geht sie zu ihrer Tasche und holt ihr Handy raus. „Komm wir machen ein Bild für Ella. Dann weiß sie bescheid und muss sich keine Sorgen mehr machen.“

Während sie sich wieder zu mir umdreht schaue ich wieder zu den Teddybären.

„Mama? Wer hat die Bären hier gelassen?“, frage ich so laut es geht. Sie schaut sich um und greift einen der Bären. „Also den hier hat Ella dir mitgebracht. Der ist aus ihrer Sammlung. Erkennst du ihn? Den haben wir ihr mal geschenkt. Bei dem anderen kann ich dir nicht weiterhelfen. Der war gestern noch nicht da als ich gegangen bin.“

„Die Ärztin hat gesagt, dass eine junge Frau hier war und behauptet hat sie wäre meine Freundin. Ich glaube das war meine Ex. Die Beschreibung hat ganz gut gepasst.“ Meine Mutter ist wieder am Bett und ich muss mich nicht so anstrengen so laut zu sprechen. Mutter sieht mich an und überlegt. „Ja es könnte sein, dass noch jemand nach uns bei dir war, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie es wagen würde hier her zu kommen. Ich weiß auch gar nicht woher sie das weiß. Ich habe es ihr nicht gesagt und Ella auch nicht. Deine Kumpels kommen nachmittags vorbei, aber auch nicht jeden Tag und nie alle gleichzeitig. Vielleicht hat einer von denen ihr etwas gesagt oder sie gesehen. Ich werde sie später mal fragen. Vielleicht hat auch sie etwas gesehen.“

„Danke.“ Irgendwie bin ich jetzt ganz schon erschöpft. Die Schmerzen haben nachgelassen, aber das Reden hat mich ziemlich angestrengt.

Mutter redet noch weiter und erzählt noch ein wenig über alles was so passiert ist. Währenddessen werden meine Augen schwer und ich schlafe ein.

Fortsetzung folgt …


Wer ist dieser junge Mann? Was genau ist ihm passiert? Wo ist er da nur rein geraten? Werden die Täter gefasst? Wenn ihr das alles wissen wollt, dann haltet die Augen offen und seid so gespannt wie ich es war, als ich es geschrieben habe. Der nächste Teil kommt in einem der nächsten Türchen. LG Isa


Rudi, der Weihnachtsdrache

Interview mit Rudi Weihnachtsdrache. Heute werden all eure Fragen beantwortet. Elfo der Reporterelf kritzelt bereits fleißig auf seinem Notizblog herum während Rudi in den Raum reinkommt.

„Hallo Rudi.“ Elfo sitzt in einem bequemen Sessel gegenüber von Rudi. Der macht es sich auf einer Decke bequem und fängt an Plätzchen zu mampfen.

„Hallo Elfo. Freut mich, dass du es zu uns geschafft hast. Magst du auch ein paar Plätzchen?“

„Nein Danke. Ich hab schon so viele heute gegessen.“ Elfo lacht.

„Nun was willst du denn so alles wissen? Du hast ja einen riesigen Stapel mit Fragen, so wie das da aufsieht.“ Rudi deutet mit seiner Pfote auf den Berg Karteikarten den Elfo neben sich aufgestellt hat.

„Ja unsere Leser haben eine ganze Menge an Fragen zu uns geschickt. Mal schauen ob wir alle beantworten werden.“

„Na dann fang doch einfach mal mit der ersten an. Am besten nimmst du erstmal die, die nicht peinlich sind.“ Rudi nascht weiter Plätzchen und wartet auf die erste Frage. Er ist sehr gespannt, was die Leute wohl so alles wissen wollen.

„Ok die erste Frage: Wieso sind deine Schuppen rot?“

„Tja wenn ich das wüsste. Meine Eltern hatten blaue, aber anscheinend war es bei mir an der Zeit die Farbe zu ändern. Meine Kinder und deren Kinder haben ja auch rote Schuppen. Also ich denke einfsch mal, dass die Natur es so wollte.“

„Hast du auch manchmal Probleme mit deiner Farbe? Oder findest du sie toll?“

„Na früher als Kind wurde ich schon recht oft gehönselt deswegen, aber das hat mir nichts ausgemacht. Immerhin war ich dann derjenige, der mit Santa Claus die Weihnachtszeit bestreiten durfte.“

„Sag mal wie alt bist du eigentlich? Du hast ja schon unzählige Weihnachtsfeste gefeiert oder?“

„Tja wie alt bin ich? Das wollen wohl viele wissen, was?“ Rudi zwinkert Elfo zu. „Nun ich bin ungefähr so alt wie Santa Claus. Wir haben schon unzählige Weihnachten gefeiert. Mehr will ich dazu nicht verraten. Das bleibt unser kleines Geheimnis. Aber eins dürft ihr wissen, wir haben viele Ereignisse, die die Welt verändert haben, miterlebt.“

„Ich schätze mit dieser Antwort müssen wir uns wohl zufrieden geben. Nächste spannende Frage: Wie wird denn eigentlich festgelegt, welcher Drache mit dem zukünftigen Santa arbeiten darf? Gibt es dafür Regeln?“

„Nein. Das ist mehr so eine Intuiton meinerseits und eine Frage der Magie, die den Zukünftigen Santa und den Drachen miteinander verbindet. Es ist schwer zu erklären. Santa Claus Sohn hat inzwischen auch seinen Drachen gefunden. Es ist zwar einer meiner Nachkommen, aber das hat mit Erbrecht so gar nichts zu tun, falls das einige denken sollten. Ich persönlich habe sogar einen anderen Drachen vorgeschlagen, aber das hat wohl einfach nicht gefunkt.“

„Wow. Das wusste ich gar nicht. Wann wird denn Santa Claus Sohn sein Amt antreten? Er macht ja jetzt schon eine ganze Menge in der Firma. Und alt genug müsste er ja auch schon sein.“

„Ja. Alt genug ist er, aber Claus und ich sind noch nicht ganz fertig mit unserer Aufgabe. Wir müssen noch eine Botschaft in der Welt hinterlassen. Ja Claus erstgeborener msht schon sehr viel in der Firma. Er macht sogar den Hauptteil. Seine Schwester macht allerdings auch eine ganze Menge und sie ist mit mehr Herzblut bei der ganzen Sache dabei. Wir können also gespannt sein, ob nicht sie vielleicht die Firma übernimmt. Immerhin hat sie auch einen Drachen an ihrer Seite und so etwas gab es bisher noch nicht sehr oft. Aber bevor einer der beiden das Amt vollständig übernehmen kann, müssen sie einen Partner fürs Leben finden und das ist in der heutigen Zeit gar nicht mehr so einfach.“

„Und wenn die beiden einfach gemeinsam Seite an Seite so weiter machen? Also statt eines Lebenspartners? Bruder und Schwester an der Spitze der Weihnachtsfirma?“

„Das ist vielleicht auch eine Option, aber darüber kann und möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht reden. Das ist nicht meine Entscheidung und meine Angelegenheit.“

„Nagut. Dann kommen wir zu einem anderen Thema. Viele unserer Leser fragen sich immer wieder, was es mit der Kerze auf deiner Nase zu tun hat. Die Weihnachtsdrachen vor dir trugen so etwas nicht.“

„Ach das ist ganz simpel. Zu unserer Anfangszeit mussten wir in einer Nacht fliegen, in der es sehr Nebelig und verschneit war. Da ich nicht dauerhaft Feuer speien konnte um uns den Weg zu leichten, haben wir einfach eine Kerze auf meiner Nase befestigt. Inzwischen benutzen wir aber keine Kerzen mehr sondern LED Leuchten. Alle Drachen nutzen diese Idee um auch bei schlechten Wetterbedingungen fliegen zu können. Das ist sehr praktisch und inovativ.“

„Na das ist ja super, dass ihr euch da was einfallen lassen habt. Nächste Frage: Warum isst du immer so viele Plätzchen? Wird dir davon nicht irgendwann schlecht?“

„Aber nein. Das ist richtig wichtig, das ich die esse. Außerdem liebe ich Plätzchen. Was besseres gibt es gar nicht. Besonder mag ich die mit Zuckerguss und die mit Schokolade drauf. Weißt du, ich brauche den Zucker um meine Kraft zu stärken genau wie Claus.“

„Na das ist ja mal was. Ich bekomme davon nur Bauchschmerzen.“. Was macht ihr eigentlich im Sommer? Macht ihr da Urlaub oder sowas?“

„Ja letztes Jahr sind wir nach Griechenland geflogen und haben dort eine schöne Zeit gehabt. Dieses Jahr sind wir an die Karibik geflogen und haben uns ordentlich von der Sonne brutzeln lassen. Nächstes Jahr wollen wir eine Rundfahrt in Schottland machen. In den Anfangsjahren hatten wir dafür nicht so viel Zeit, aber jetzt wo die Kinder viel übernehmen und das Geschäft sich verändert

hat, haben wir für solche Sachen viel mehr Zeit.“

„Na das klingt ja entspannt. Aber wie hat sich das Geschäft denn verändert? Darfst du darüber reden?“

„Na das müsste doch eigentlich jeder wissen. Die Kinder wünschen sich nicht mehr selbstgebaute Dinge sondern Spielekonsolen und Smartphones und sowas halt. Da müssen wir nicht mehr viel selbst machen. Da geben wir oftmals nur noch eine Großbestelltung auf ein dann wird verpackt. Dafür braucht es nicht mehr so viel Zeit wie früher.“

„Ich finde, dass das ein ausgesprochen guter einblick in all die Fragen war, die wir uns schon länger gestellt haben. Ich denke, dass das reichen sollte. Ich fand es wirklich sehr toll mit dir reden zu können und bin über einige Antworten doch ziemlich überrascht. Ich hoffe ich bekomme auch noch einen Termin mit Santa Claus um ihm noch einige Fragen stellen zu können.“

„Ganz sicher bekommst du den. Er hat ja Zeit. Spätestens nach Weihnachten wirst du einen Termin bekommen.“

„Es hat mich wirklich gefreut Rudi. Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder.“

„Das hoffe ich auch.“ Während Rudi noch einige Plätzchen mampft verschwindet Elfo mit seinem Block und seinem Stifft um das Interview ab die Redaktion seiner Zeitung weiterzugeben. Rudi ist ziemlich erleichter, dass das ganze endlich vorbej ist. So richtig Spaß gemacht hat das ja nicht. Claus hat ihm versprochen das es spaßig werden wird, aber es waren irgendwie so ernste Fragen dabei. Na hauptsache Rudi bekommt wie versprochen eine neue Decke.

Zweiter Advent

Die Lichter brennen überall

Es fehlt nur noch der Schneefall

Der zweite Adevnt kündigt an

Der Weihnachtsabend, er ist bald dran.

Die Zeit sie verrinnt

Während die Welt Weihnachtslieder singt.

Die zweite Kerze brennt am Kranz

Und übt sich in ihrem Flammentanz.

Die Welt, wie sie im Chaos liegt

Zur Weihnachtszeit den Frieden liebt.

Kommt zusammen, nehmt Glück in euch auf.

Keiner wartet für immer drauf.

Liebt die euren und liebt die nächsten

Die Weihnachtszeit gleicht einem Neubeginn am ehesten.

Ein Winterurlaub

Der Schnee liegt mindestens einen Meter hoch. An manchen stellen sogar noch höher. Es ist alles mit Schnee bedeckt und die Kinder toben draußen herrum. Ich bin gerade mit dem Frühstück fertig und habe mich schon frisch gemacht, als mein Freund wieder ins Zimmer kommt und fragt ob ich soweit bin. Ich muss mir nur noch die warmen Skisachen überziehen und dann kann es los gehen.

Heute werde ich das erste mal Ski fahren und habe die Befürchtung, dass das ziemlich schief gehen wird. Aber was solls. Es wird trotzdem Spaß machen. Allein der ganze Schnee lohn sich schon.

Draußen angekommen weiche ich erstmal einem Schneeball aus, der aus der Richtung der Kinder kam. Das Mädchen, das ihn geworfen hat, kommt auf mich zu und entschuldigt sich bei mir nur um im nächsten Moment von einem Schneeball am Arm getroffen zu werden. Wärend sie sich zu dem Angreifer umdreht hat sie schon wieder Schnee in der Hand um ihn nach dem Jungen zu werfen. Ich lache leise vor mich hin und laufe meinem Freund hinterher Richtung Skianlage.

Dort wartet bereits eine kleine Gruppe Menschen. Einer von ihnen ist der Trainer. Nachdem wir dann vollständig sind, fängt er an uns alles zu erklären, was wir beachten müssen. Ich versuche mir alles zu merken, aber das ist doch ganz schön viel Input und als es dann heißt, wir sollen die Skier anziehen werde ich ganz schön nervös. Jetzt heißt es können oder fallen.

Was meint ihr kann ich wohl besser? Richtig. Fallen. Immerhin bin ich nicht die einzige und dazu ist es auch noch recht lustig, obwohl mir heute Abend sicher alles weh tun wird.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hinfallen und wieder aufstehen, geht es endlich wieder ins warme, dann jetzt gibt es erst Mal Mittagessen.

Wenn ich diesen Mann nicht so sehe lieben würde, wäre ich niemals hier her gefahren, aber ich bereue es nicht ein bisschen. Es ist ziemlich aufregend. Allerdings werde ich morgen wohl lieber im Hotel am Kamien sitzen bleiben und arbeiten. Ok ich werde schreiben. Das ist nicht so sehr Arbeit. Aber dann hat Tino einen Tag um nicht bei den Anfängern herumhängen zu müssen. Dann kann er auf die richtige Piste gehen und dort fahren. Er hat mir allerdings versprochen oder fast mehr angedroht, dass das hier ein ziemlich romantischer Winterurlaub wird. Also mal schauen was er noch so mit mir vor hat.

Den Nachmittag verbringen wir weiter mit dem Versuch mir das Skifahren beizubringen. Allerdings vergeblich.

Nach unserem Drei-Gänge-Abendessen verhiehen wir uns in unser Zimmer. Dort duschen wir gemeinsam und danach kuscheln wir uns in das riesige Bett. Allerding bleiben die Decken und Kissen nicht lange dort liegen. Obwohl es Winter ist, ist das eine ziemlich heiße Nacht.

Am nächsten Tag schlafen wir aus und verlassen erst zum Mittagessen unser Zimmer. Nach dem essen verbringe ich meinen Tag mit schreiben und lesen, während Tino skifahren ist.

Als er dann endlich wieder im Hotel ist hat er einen kleinen Strauß Rosen für mich und sagt wir treffen uns in fünf Minuten draußen vor dem Hotel. Ich soll mir etwas warmes anziehen.

Also gesagt, getan.

Fünf Minuten später stehe ich draußen, aber von Tino ist nichts zu sehen. Ok, er hat es nicht so mit pünktlichkeit, aber lange werde ich hier draußen gewiss nicht warten.

Hinter der Ecke des Hotels sehe ich zwei Pferde hervorkommen. Sie ziehen eine Kutsche oder viel mehr einen Schlitten. Die Kinder von gestern bauen gerade einen Schneemann als die Pferde bei mir anhalten. Die Mädchen kommen angerannt und streicheln die Pferde, während Tino aus dem Schlitten steigt und mir bedeutet einzusteigen. Nachdem er mir hochgeholfen hat und selbst eingestiegen ist, deckt er uns mit eine wunderbar kuscheligen Decke zu und der Kutscher lässte die Pferde loslaufen. Jetzt machen wir wirklich während der Abenddämmerung eine Schlittenfahrt durch den verschneiten Wald. Wie toll ist das denn?

Unterwegs begegnen wir Eichhörnchen, die wohl auf der Suche nach ihren Vorräten sind, und kleinen Vögeln. Es ist unglaublich ruhig hier im Wald. Man hört nur die Pferde schnaufen und stapfen und den Kutscher zwischendurch Anweisungen flüstern. Das Volgelgezwitscher hüllt den Wald in eine zauberhafte Melodie. Auf einer Lichtung hält die Kutsche auf einmal an. Tino steigt aus dem Schlitten und reicht mir die Hand um mir auch hinaus zu helfen. Als ich dann im Schnee stehe, sehe ich warum wir hier halten. Unter einem beschneiten Baum stand ein Tisch und zwei Stühle. Auf den Stühlen lagen Decken bereit und es brannten Kerzen. Viele Kerzen. Daneben standen zwei Kellner, die damit beschäftigt waren essen aus einer Kiste zu holen. Das Essen dampft sogar noch.

Ich bin ein wenig sprachlos. Wir essen wirklich mitten im Wald, im Schnee bei Kerzenlicht. Das ist unglaublich romantisch.

Zu der heißen Suppe gibt es auch warmen Tee. Als Hauptgang gibt es eine unglaublich leckere Pasta und zum Schluss heiße Schokolade mit Marschmellows.

Wärend ich meine Schokolade trinken ist Tino sehr schweigsam. Irgendwas liegt ihm auf dem Herzen, aber er scheint es mir nicht sagen zu wollen. Hauptsache er macht jetzt nicht mit mir Schluss.

Anstatt etwas zu sagen, stellt Tino eine Tasse hin und steht auf. Er steht jetzz direckt vor mir und sieht mich an.

„Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe? Wir sehr ich mir wünsche für immer mit dir zusammen zu sein? Ich weiß. Für immer ist ziemlich lang, aber für den Anfang würde mir auch ein Leben reichen.“ Während der letzten Worte holt er etwas aus seiner Jackentasche. Es ist schon zu dunkel als das ich erkennen könnte was ed ist. Dann kniet er sich vor mir in den Schnee und hält mir eine kleine Schatulle hin. Ich bin irgendwie ein wenig verwirrt , bis er die Schatulle aufmacht. Darin lag ein Ring. Was für ein wunderschöner Ring. Daneben liegt ein Schlüssel. Was soll das jetzt bedeuten?

„Lina? Willst du mich heiraten und mit mir zusammen Leben?“

Mir bleibt fast keine andere Wahl. „Ja. Ja ja ja. Für immer!“ Mit den letzten Worten falle ich ihm um den Hals und küsse ihn. Er fällt dabei benahe um.

„Vorsicht! Wir wollen das doch nicht im Schnee verlieren.“

Er schiebt mich ein kleines Stück zurück und steckt mir den Ring an den Finger. Ich betrachte ihn an meinem Finger. Er sieht einfach nur schön aus. Dann sehe ich auf die Schachtel und frage mich immer noch, was es mit dem Schlüssel auf sich hat. Wir wohnen doch schon zusammen.

„Was ist mit dem Schlüssel?“

„Mach ihn an deine Kette. Du wirst ihn nach unserem Urlaub brauchen. Wenn wir in unser neues Zuhause kommen. Es wird dir gefallen.“

Während er das sagt, sieht er mich so verliebt an, dass ich förmlich dahin schmelze. Bestimmt ist es das kleine Haus, dass wir uns vor einem Monat angesehen haben.

Nachdem wir Glücklich die Schlittenfahrt beendet haben und wieder im Hotel sind verbringen wir eine weitere schlaflose, sehr sehr heiße Nacht und am nächsten Morgen wundere ich mich, dass ich mich überhaupt noch bewegen kann.

Heute wollen wir noch Schlittschuhe fahren. Das kann ich besser als Tino.

In zwei Tagen fahren wir wieder nach Hause zu unseren Familien um Weihnachten zu feiern. Sie werden sich alle so sehr freuen, wenn ich ihnen den Ring zeige.

Weihnachten ist eine so wunderbare Zeit. Da fühle ich mich immer noch glücklicher als im rest des Jahres. Und dieses Jahr ist es noch viel schöner.

Was gibt es besseres als alle, die man liebt bei sich zu haben und zu wissen, dass sie immer für einen da sein werden.

Der Heilige Nikolaus

Heute basteln wir unsere Schiffchen, denn heute Nacht kommt der Heilige Nikolaus und bringt uns Gaben. Ich habe mich besonders gut Verhalten in diesem Jahr. Hoffentlich erhalte ich dafür auch etwas schönes. Ich würde mich über ein neues Halstuch sehr freuen oder eine dieser leckeren Mandarinen. Auf die freue ich mich jedes Jahr aufs neue seid Vater sie einmal von seinen Reisen mitgebracht hat. Und darauf freue ich mich am meisten. Heute Abend soll sein Schiff am Hafen einlaufen. Mutter und ich werden ihn von dort abholen. Vorher bereiten wir das Essen vor, denn Vater wird sehr hungrig sein und vorher wird er mir auch keine Geschichten aus der weiten Welt erzählen.

Mutter ist immer so aufgeregt und schubst mich durch die Gegend. Ich soll ja keine meiner Puppen rumliegen lassen, sonst wird Vater böse. Und die Blumen soll ich auch wegstellen, weil sie schon so verwelkt sind. Gestern hat sie schon die Fenster geputzt und neue Vorhänge angehangen. Dabei musste ich ihr auch helfen. Leider fällt durch diesen Trubel den Mutter macht, meine Lesestunde auf. Natürlich darf ich nicht zur Schule gehen. Ich lerne zu Hause. Vater hat Mutter das lesen beigebracht, damit sie es mir beibringen kann. Genau wie das Rechnen und Schreiben. Ich bin eines der wenigen Mädchen in unserem Bekanntenkreis, die dies beherrscht. Und ich bin sehr stolz drauf. So kann ich jeden Brief, den Vater mir von seinen Reisen schickt selbst lesen. Nun gut. Manchmal benötige ich die Hilfe von Mutter, aber das macht mir nichts aus. Schließlich lerne ich noch. Das Rechnen kann ich auch schon ziemlich gut.

Nun jedenfalls hilft mir Mutter mit dem basteln des Schiffchen, welches ich über Nacht vor unsere Haustür stelle. Und morgen in der Frühe werde ich nachsehen, was für eine tolle Gabe der Heilige Nikolaus mir dieses Jahr gebracht hat. Während Mutter mir zeigt wie ich das Schiffchen richtig falte steigt Rauch zu uns ins Zimmer. Mutter springt ganz eilig auf und läuft schnell zum Ofen. Dort gart ein leckerer Braten für heute Abend. Anscheinden war das Feuer etwas zu groß, aber das Essen scheint nicht verbrannt zu sein. Andernfalls würde Mutter schon auf dem Weg aus dem Haus richtung Markt sein um etwas neues zu besorgen. Das Verkohlte lassen wir meist für unsere Haushaltshelfer, wie Mutter sie immer nennt, übrig. Die scheinen sich immer zu freuen wenn sie nach der Arbeit noch etwas zu essen bekommen. Allerdings sind sie heute nicht im Haus. Wenn Vater zurück kommt, gibt Mutter ihnen immer frei. Dann räumt sie die letzten Sachen selber weg oder macht selber das essen. Sonst haben wir dafür eine Küchenhilfe, die uns meist das Essen kocht. Mutter hilft ihr aber meistens dabei, da sie das wirklich gern tut und weiß, wie wir am liebsten essen. Die Wäsche hat gestern noch Amelie gemacht. Sie ist noch ziemlich jung und macht auch viele andere Sachen im Haus. Sie darf sogar manchmal mit mir lesen.

Das Schiffchen ist inzwischen fertig und auch die Sonne senkt sich immer weiter dem Horizont entgegen. Mutter macht noch irgendwas mit dem Braten und ich darf in der Zeit bis wir zum Hafen laufen noch mit meiner Lieblingspuppe spielen. Mutter hat mir erst ein neues Kleid für sie genäht. Morgen werde ich es Amelie zeigen, wenn sie Zeit hat mit mir zu spielen. Und bald will Mutter mir auch zeigen, wie ich selber die Kleider nähen kann. Darauf freue ich mich schon sehr.

Als Mutter in mein Zimmer kommt weiß ich sofort, dass es Zeit ist los zu gehen. Wir ziehen uns die Mäntel über, da es draußen schon sehr kalt ist und am Hafen wird es noch viel kälter. Mutter hält mich den ganzen Weg bei der Hand, weil sie Angst hat ich könnte weglaufen. Dabei würde ich niemals weglaufen. Ich halte mich an ihrer Hand fest, weil ich Angst habe, ich könnte sie irgendwie verlieren zwischen all den Menschen. Oder jemand könnte mich einfach so mit sich nehmen. Bei diesem Gedanken laufe ich noch näher an Mutter heran. Da fühle ich mich deutlich sicherer.

Am Hafen angekommen, sehe ich viele andere Frauen mit ihren Kindern, die auf ihre Männer und Väter warten. Alle schauen gespannt Richtung Meer. Es ist leider ziemlich nebelig, weshalb man nicht sehr weit blicken kann. Aus dem Nebel kommt jetzt aber ein großes Schiff heraus. Genau dasselbe Schiff mit dem Vater vor Monaten weggesegelt ist. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt am Hafen angekommen. Langsam erkenne ich im Nebel Menschen, die an der Reling stehen und Richtung Hafen blicken. Irgendwo ist dort auch Vater dabei. Mein Vater ist ein sehr wichtiger Wissenschaftler und Entdecker. Er findet immer neue und spannende Sachen auf seinen Reisen und er zeigt sie mir immer, wenn er nach Hause kommt. Dann erklärt er mir auch was es damit auf sich hat. Er hat mir sogar erklärt wie ein Schiff aufgebaut ist und wieso es schwimmt, nachdem ich ihn gefragt hate, warum sie nicht im Meer ertrinken. Es ist für mich irgendwie immer noch ein kleines Wunder, dass er jedes Mal wieder nach Hause kommt. Ich bin schon sehr gespannt, was er dieses Mal entdeckt hat. Vielleicht eine neue Tierart oder ein eine Pflanze, die er mir gepflückt und mitgebracht hat, damit ich sie mir in Ruhe ansehen kann

Das Schiff ist inziwschen schon ziemlich nahe am Steg und die Männer an Deck sind sehr beschäftgt. Die, die an der Reling stehen, winken in unsere Richtung. Ich glaube ich kann Vater auch schon erkennen. Also das Schiff endlich angelegt hat und die Besatzung von Bord geht, sehe ich meinen Vater und ziehe Mutter an der Hand, um ihr zu zeigen wo er ist. Sie hat auch schon ein Lächelt im Gesicht. Sie hat ihn wohl schon vor mir entdeckt. Vater sieht allerdings etwas seltsam aus. Seine Haut ist bräunlich. Ich glaube seine Reise ging dieses Mal nach Australien oder so ähnlich. Dort ist es wohl sehr warm, hatte Vater mir vor seiner Abreise erzählt. Oder heiß es anders? Auf jeden Fall beginnt es mit einem A.

Nachdem wir Vater begrüßt haben, ich mit einer Umarmung, bei der er mich auf den Arm nahm und Mutter mit einem Kuss auf die Wange, gehen wir wieder Richtung Zuhause. Einige Männer folgen uns und tragen schwere Koffer und Taschen, in denen sich Vaters Forschungen verstecken. Ich bin schon gespannt was ich dort morgen alles drin entdecken werde.

Zu Hause angekommen, bewundert Vater mein wirklich gelungenes Papierschiffchen und sagt, dass der Nikolaus daran ganz sicher nicht vorbei gehen wird. Drinnen serviert uns Mutter das Essen und es riecht genauso gut wie es schmeckt. Das findet Vater auch und er fängt an von seinen Abenteuern zu erzählen. Leider muss ich irgendwann ins Bett, aber er verspricht mir, dass ich morgen noch ganz viel mehr zu hören bekomme.

Im Bett starre ich noch eine ganze Weile an die Wand und überlege ob ich wirklich etwas vom Nikolaus haben möchte. Denn eigentlich habe ich alles was ich brauche. Nun wenn er mir etwas bringen möchte freue ich mich natürlich, aber die andern, etwas ärmeren Kinder würden sich viel mehr über einen Apfel oder vielleicht auch ein Stück Kohle freuen.

Während meiner Gedanken muss ich irgendwann eingeschlafen sein, denn ich wache erst bei auf als die Sonne schon wieder scheint. Ich stehe schnell auf und schlüpfe in meine Pantoffeln. Ohne mir etwas anderes überzuziehen eile ich Richtung Haustür und öffne sie. Draußen ist es bitter kalt, aber in meinem Schiffchen liegt etwas. Eine kleine Gabe des Heiligen Nikolaus. Er hat mir Rosinenbrot und eine Mandarine dagelassen. Jeden Fall denke ich, dass es eine Mandarine ist. Sie scheint mir allerdings viel zu groß dafür. Das ist ja eher die Größe eines Apfels, aber trotzdem ist es orange und scheint eine Schale zu haben. Ich nehme bedei Sachen und husche schnell wieder ins Haus. In der Küche ist bereits Mutter damit beschäftigt das Frühstück zu bereiten. Ich gehe auf sie zu und zeige ihr die Gaben des Nikolaus. Sie hat leider auch keine Ahnung was das für eine seltsame Frucht sein soll, aber über das Brot freut sie sich sehr. Sie legt es direkt mit einem Messer auf den Tisch. Auch Vater kommt jetzt zu uns. Er sieht die Frucht in meiner Hand und scheint sich ausgesprochen zu freuen. Er sagt, dass es tatsächlich wie eine Mandarine ist, nur größer und nicht so süß. Das schreckt mich ab. Ich glaube ich will diese Frucht nicht probieren und überlasse sie ganz Vater. Als er sie allerdings schält und auseinander nimmt, riecht es so gut das ich es doch mal versuche. Oh ist das lecker. Der Nikolaus weiß wirklich was gut ist. Zu meinen Eltern sage ich, dass ich hoffe, die anderen Kinder der Stadt haben auch so etwas bekommen. Das wäre sonst reichlich ungerecht.

Nach dem Essen geht Vater mit mir in den Salo und ich frage ihn wie jedes Jahr, was er so alles über den Heiligen Nikolaus weiß. Leider kann er mir nie viel erzählen. Was ich bisher weiß ist, dass er aus einem ziemlich weit entfernten Land stammte und dort den armen Menschen sein Vermögen geschenkt hat, damit sie nicht verhungerten. Einmal hat er auch ein Schiff vor dem Versinken gerettet in dem er das Meer gebändigt hat. Deshalb ist er mir auch so wichtig. Er muss meinen Vater auf seinen Reisen beschützen. Dafür bin ich das gesamte Jahr über artig und mache das, was mir gesagt wird.

Später am Tag werden wir noch in die Kirche gehen und einen Gottesdienst zu ehren des Heiligen Nikolaus beiwohnen.

Später werde ich dann auch meinen Kinder all die Geschichten erzählen, die ich gehört habe. Vielleicht kann ich auch eines Tages mit Vater auf Reisen gehen und auf der ganzen Welt mein Wissen bereichern.

Ein Weihnachtsengel mehr

Es ist Heilig Abend. Endlich! Heute Abend kommt die ganze Familie zu uns und es gibt traditionell Würstchen mit Kartoffelsalat. Wir werden reden und Brettspiele spielen. Nebenher läuft die Weihnachtsmusik im Radio und der Weihnachtsbaum funkelt.

Meine Mutter und ich treffen die letzten Vorbereitungen. Wir gehen noch die allerletzten Sachen einkaufen. Leider bekommen wir es jedes Jahr aufs neue hin, irgendetwas zu vergessen. Dieses Mal sind es die Majo für den Kartoffelsalat und der Senf für die Würstchen. Ich persönlich brauche letzteres nicht so unbedingt, aber mein Opa isst das gerne so.

Also laufen wir nach dem Frühstück noch eben rüber zum Supermarkt und nehmen auch gleich noch ein paar letzte Weihnachtssüßigkeiten mit. Irgendwer hat nämlich schon ordentlich genascht und ich habe da so meinem jüngeren Bruder im Verdacht. Vielleicht bin ich auch etwas mit schuld. Aber hey.. wer kann bei Marzipanbrot und Lebkuchen schon wiederstehen. Leider sind viele Sachen schon leer, aber wir nehmen was wir kriegen können. Für meinen Freund nehme ich auch gleich noch einen leckeren Milka Weihnachstmann mit. Er liebt die total. Den werde ich zu seinem Geschenk dazu packen, welches ich ihm morgen mitbringe, wenn wir uns sehen.

Zu Hause angekommen stellen wir fest, dass mein Bruder auch endlich aus dem Bett gefallen ist. Deshalb kann er uns gleich mal helfen die Kartoffeln zu schälen.

Während die Kartoffeln vor sich hinköcheln stellen wir endlich den Weihnachtsbaum auf. Ok also er steht schon seit gestern Nachmittag. Die Äste müssen sich ja immer noch aushängen. Aber jetzt endlich schmücken wir ihn auch. Als erstes die LED Kerzen. Die sind wirklich super. Mein Bruder macht in jeder Kerze eine Batterie rein und reicht sie mir damit ich sie am Baum befestigen kann. Super Arveitsaufteilung. Derweil sortiert meine Mutter die Kugeln und such die Baumspitze raus. Nachdem nun die Kerzen alle dran sind kommen die Kugeln dazu. Wir haben wirklich schöne Kugeln finde ich. Nicht kunterbunt sondern silberne und rote. Dazu haben wir kleine Glöckchen die wir an die oberen Äste hängen und auch kleine Figuren, wie einen Weihnachtsmann und einen Engel. Die gesellen sich zu den Glöckchen und haben alles im Überblick. Zum Schluss kommt die Spitze oben rauf. Aber irgendwas fehlt noch. Ja klar. Das Lametta. Und schwups ist der Weihnachtbaum fertig geschmückt.

Den restlichen Tag verbringen wir damit den Kartoffelsalat fertig zu machen und die letzten Sachen weg-/aufzuräumen. Am späten Nachmittag so gegen 16 Uhr legen wir unsere Geschenke unter den Baum. In knapp einer Stunde kommt unsere Familie. Das heißt ein Teil. Also mein Opa kommt, genauso wie meine Tante, ihr Mann und ihre kleine Tochter. Ich freu mich schon so auf sie. Sie ist ein kleiner Engel. Bis sie alle bei uns sind kuscheln wir drei uns auf die Couch und fangen einen Weihnachtsfilm an.

Kurz nach 17 Uhr klingelt es das erste Mal an der Tür. Nach und nach treffen alle bei uns ein. Inzwischen ist es schon dunkel draußen und der Weihnachtsbaum erstrahlt im vollen Glanze. Die Weihnachtsmusik und der Duft von Plätzchen erfüllen die Wohnung.

Wir deken in ruhe den Tisch und fangen an zu essen. Der Salat ist und wirklich gut gelungen. Zum Glück konnte ich meine Mutter überreden ihn selbst zu machen und nicht den fertigen zu kaufen.

Nachdem wir alle fertig sind mit essen springt meine Cousine aufgeregt auf und ruft: Jetzt die Geschenke!!

Also machen wir uns über die Geschenke her. Vor allem die kleinste freut sich riesig und ist für den Rest des Abends beschäftigt.

Wie anderen machen es uns am Tisch bequem und beginnen mit den Brettspielen.

Auf einmal scheint mein Opa sehr traurig. Ich kann ihn verstehen. Es ist das erste Weihnachten ohne meine Oma. Sie hat wirklich gerne dieses einen Spiel mit und gespielt.

Leider konnten wir auch nicht an ihr Grab gehen um eine Kerze für sie anzuzünden. Sie hat ein anonymes Grab. Das heißt sie liegt eingeäschert in einer Reihe mit anderen und man kann keine Blumen pflanzen oder eine Grabstein pflegen. Es ist irgendwie schade, aber ich habe heute morgen eine Kerze auf dem Balkon für sie angezündet und sie brennt dort draußen immer noch neben einem Bild von ihr.

Leider hatte ich zu letzt auch nicht das beste Verhältnis zu meinen Großeltern. Nach Omas tot haben mein Opa und ich uns wieder etwas angenähert, aber mit meiner Oma habe ich sehr lange Zeit vor ihrem Tot nicht mehr gesprochen, obwohl ich sie tief im Herzen doch lieb hab.

Während wir spielen und reden und trotzdem viel Spaß haben wird die Luft irgendwie immer wärmer. Die Liebe der Familie liegt ganz offensichtlich in der Luft. Ich beschließe das Fenster ein wenig aufzumachen, damit die Luft etwas abkühlen kann. Als ich mich wieder umdrehe zu meiner Familie scheinen die Lichter alle irgendwie heller und wärmer. Plötzlich klopft etwas von draußen gegen die Balkontür und alle erschrenken sich. Bis auf meine Cousine. Als ich mich zum Balkon umdrehe glaube ich meinen Augen nicht. Dort draußen steht ein Engel und er sieht aus wie meine Oma.

Also er ist nicht so der Typische Engel mit Federflügeln und Heiligenschein. Es ist eher so, dass dort draußen meine Oma steht und sie ein warmer und heller Schein umgibt. Und siebist auch nicht ganz da. Es scheint ein wenig so als ob sie etwas durchscheinend zu sein scheint.

Sie lächelt uns an und drückt ihre Hand gegen die Scheibe. Ich zögere kurz und will dann die Tür öffnen, aber sie schüttelt nur den Kopf und lächelt und der reihe nach weiter an. Zum Schluss bleibt ihr Blick an mir hängen. Sie legt ihre Hand auf die Stelle an der ihr Herz ist. Ich mache diese Bewegung automatisch nach und spüre wie ein Strom von Liebe im mich strömt. Ich bin so erfüllt von diesem Gefühl, dass das Gefühl der Trauer komplett verschwindet. Ich flüstere: Ich werde dich niemals vergessen und jedes Jahr zu Weihnachten stelle ich dir eine Kerze hin, damit du im Dunkeln den Weg zu uns findest.

Sie sieht mich weiterhin an und lächelt mir glücklich zu. Sie drückt ihre Hand auf ihren Mund und wirft uns allen einen Luftkuss zu.

Danach dreht sie sich um und verschindet dort hin wo sie hergekommen war. Ins nichts.

Ich werde sie vermissen, aber ich weiß jetzt was ich vorher nur geahnt hatte: sie ist dort irgendwo und ist für uns da.

Meine Oma ist jetzt ein Engel.

Ich drehe mich zu meiner Familie um und lächle sie genauso an wie es meine Oma eben getan hat. Alle sehen genauso aus wie ich mich fühle. Sie sind zufrieden und glücklich und voller Liebe.

Und ich weiß in genau diesem Moment, dass wir alle immer füreinander da sein werden. Ganz egal was passiert und wie sehr wir uns gestritten haben. Egal ob im Leben oder danach. Wir sind eine Familie auf immer und ewig.

Weinachts-Winter-Zauber

Der Schnee fällt leis hinab

Direkt auf jedes Blatt.

In der Hand die heiße Tasse Tee,

Seh ich gebannt hinab auf den See.

Bald schon ist es wieder so weit,

Denn begonnen hat die Weihnachtszeit.

Morgen schon fällen wir einen Baum

Für unseren kleinen Weihnachtstraum.

Am Heil’gen Abend ist’s so weit,

Der Höhepunkt uns’rer Heiterkeit.

Bis es aber soweit ist

Freu ich mich, dass du bei mir bist.