Der Fall – Teil 2

Bisher: Tom wurde entführt und durch die Polizei befreit. Keiner kann ihm so richtig sagen, was genau passiert ist. Er selbst kann sich auch an nichts erinnern. Er weiß jetzt nur, das er Schmerzen hat, die von einer Wunde am Bauch herrührt. Angeblich wollte man ihm Organe entnehmen. Jetzt ist er aber wieder bei seiner Familie…..


Als ich wieder aufwache, ist Mutter immer noch im Zimmer und Ella ist jetzt auch da. Sie unterhalten sich über die Schule und die Hausaufgaben. Als Ella merkt, dass ich wach bin springt sie auf und kommt zu mir ans Bett gerannt. Am liebsten wäre sie wahrscheinlich zu mir ins Bett gesprungen, aber Mutter rief ihr zu, sie soll vorsichtig sein. Also setzt sie sich nur aufs Bett und drückt mich ganz vorsichtig. Ich bin wirklich froh meine kleine Schwester zu sehen.

„Die Ärztin war zwischendurch hier und hat nach dir gesehen, aber du hast geschlafen. Zwei Stunden. Ich werde sie mal her holen. Sie wollte dir ein paar Fragen stellen glaube ich.“ Mutter lächelt mich an und geht kurz aus dem Zimmer.

„Ich hab mir echt sorgen gemacht Tommi. Ich dachte schon wir verlieren dich. Ich hab jeden Tag in deinem Zimmer Hausaufgaben gemacht und auf dich gewartet. Ich hoffe du bist nicht böse auf mich.“

„Alles gut, kleine Maus.“, flüstre ich ihr zu und streichle ihren Arm.

Wir saßen einfach so da bis Mutter und die Ärztin ins Zimmer kommen.

„Hallo Tom. Wie ich sehe geht es dir schon besser. Helfen die Schmerzmittel?“

„Ja die Schmerzen sind nicht mehr so stark.“, sage ich und lächle sie schief an.

„Sehr gut. Jetzt solltest du ein wenig was trinken. Oh und ich hoffe es ist ok wenn ich dich dutze. Kannst mich auch dutzen.“

„Klingt gut“, flüstere ich, während ich mir das Glas nehme und etwas trinke.

„Die Polizei hat noch ein paar Fragen an dich. Ich werde dich jetzt noch einmal untersuchen bevor ich die Kommissare rein lasse. Es wäre besser, wenn Sie kurz draußen warten. Sie wissen schon. Die Bauchwunde wollen sie sicher nicht sehen.“, sagt die Ärztin an meine Mutter und Schwester gerichtet. Beide nicken und machen sich mit ihren Jacken auf den Weg nach draußen.

„Wir gehen ein wenig an die frische Luft. Wir sind gleich wieder bei dir Tom.“, sagt meine Mutter zu mir.

Nachdem die beiden weg sind kommt auch eine Schwester mit Verbandszeug und Salben hinein.

„Brauchst du noch etwas Schmerzmittel? Der Tropf wird wenigstens heute noch dran bleiben um deinen Körper noch weiter mit Mineralien und Flüssigkeit zu versorgen. Es wäre kein Problem noch mal Schmerzmittel dazu zu geben.“ Dabei nimmt die Ärztin einen Infusionsbeutel von der Schwester entgegen und tauscht ihn gegen den inzwischen leeren Beutel aus. Eigentlich geht es mit den Schmerzen inzwischen ein wenig besser, aber ich denke das Schmerzmittel wirkt auch noch.

„Ja ich denke etwas könnte ich noch vertragen.“, sag ich deshalb zu meiner Ärztin und sie schickt die Schwester noch mal los um Medikament und Spritze zu holen.

Währenddessen hilft sie mir mich aufzudecken und vorsichtig aufzusetzen. Sie löst schon vorsichtig den Verband, als ich sie frage: „Wie habt ihr das eigentlich gemacht, als ich mich noch nicht aufsetzen konnte?“

Sie lächelt mich an. „Nun ja, wir haben starke Pfleger. Die haben dich ein wenig angehoben, während eine Schwester und ich die Wunde gereinigt und den Verband erneuert haben. Das war vielleicht ein Spaß.“ Grade als sie fertig gewickelt hat kommt die Schwester rückwärts in den Raum und sagt zu irgendwem, den ich nicht sehen konnte: „Tut mir leid die Herren, aber sie können jetzt noch nicht zu ihm. … Ja die Familie ist grade raus, damit wir den jungen Mann behandeln können. … Nein tut mir leid. Sie müssen sich noch etwas gedulden bis sie rein können. Die Ärztin ist noch drin und wir brauchen Ruhe. Er sollte definitiv noch nicht zu sehr gestresst werden.“ Und damit zieht sie die Tür zu und dreht sich zu uns um. „Meine Güte. Diese Polizisten sind vielleicht ungeduldig und nervig.“ Sie schüttelt dabei genervt den Kopf.

Nachdem sie die Schmerzmittel in meinen Tropf getan hat, hilft sie dabei meine Wunden zu versorgen. Als erstes kümmern sie sich um die kleinen Schrammen, die ich noch nicht bemerkt habe. Sie schmieren irgendeine Salbe darauf, wodurch sie gereinigt werden und die Wunden schneller heilen. Zum Schluss ist die Stelle dran, die genäht werden musste und als ich sie mir genauer ansehe, stelle ich fest, dass die echt riesig ist. Die Naht reicht fast über den kompletten Bauchbereich. Kein Wunder, dass mein Bauch so weh tut. Wobei das meiste sicher schon verheilt ist. Ich bin froh, dass ich inzwischen schon wieder liege.

„Das sieht schon viel besser aus. Wir reinigen das noch mal und dann kommt wieder ein Verband rum. Es blutet immer noch manchmal, wenn dein Körper zu viel bewegt wird. Siehst du? Und das nur, weil wir dich kurz aufgesetzt haben.“ Die Ärztin zeigt mir ein Tuch mit dem sie vorsichtig die Narbe abgetupft hat. Ich glaube den restlichen Tag bleibe ich einfach liegen. Ärztin und Schwester werden mich wohl anheben um den Verband umzuwickeln, aber sitzen war einfach zu anstrengend und schmerzhaft.

Und wirklich, die beiden Frauen heben mich leicht an und wickeln den Verband wieder leicht um meinen Bauch herum.

Nachdem meine Ärztin irgendwas in meiner Akte notiert hat, sagt sie: „So, wir sind dann soweit. Eine andere Schwester wird dir gleich noch etwas zu essen bringen, sowie zwei Flaschen Wasser.“ Sie öffnet die Zimmertür. „Und ich würde dann die Polizisten reinlassen. Wenn Sie zu sehr gestresst sind von denen, drücken sie einfach den Kopf und rufen jemanden. Dann schicken wir sie wieder raus und sie müssen später wieder kommen.“

„Danke. Ähm kannst du mir deinen Namen noch mal sagen?“, sag ich leise.

„Kartinka.“, antwortet sie leise. Ich lächle zum Abschied an und dann war sie und die Schwester weg.

Gleich darauf kommen auch schon die beiden Polizisten rein und stellen sich vor.

„Schön guten Tag Herr Menzer. Ich bin Kommissar Knap und das ist mein Partner Kommissar Langfeld. Wir haben einige Fragen an sie.“

Kommissar Knap ist ein mittelgroßer etwas rundlicher Mann, der gewiss schon einige Jahre in seinem Job arbeitet. Seine Haare färben sich an manchen Stellen schon etwas gräulich. Kommissar Langfeld ist dagegen noch ziemlich jung. Er ist groß gewachsen und auf den ersten Blick sehr muskulös. Sein braunes Haar ist kurz geschnitten und sein Gesicht sieht, im Gegensatz zu dem von Knap, freundlich aus.

Landfeld bleibt in der Nähe der Tür stehen, während Knap sich einen Stuhl neben mein Bett stellt und sich draufsetzt.

„In Ordung, aber ich weiß nicht ob ich ihnen viel helfen kann.“

„Kein Problem. Sagen sie uns einfach alles, was ihnen dazu einfällt. Wissen sie, wer sie entführt hat? Oder können sie den Täter beschreiben? Vielleicht waren es auch zwei?“ Knap listet ganz schön viele Fragen auf einmal auf. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

„Ähm. Nun ja. Ich bin mir nicht so sicher. Ich glaub jemand hat mich auf dem Weg zur U-Bahn geschupst. An ein Gesicht kann ich mich nicht erinnern, aber dann hat mir jemand etwas vor das Gesicht gehalten. Mehr weiß ich nicht.“

„Sie können sich an nichts erinnern? Vielleicht was diese Person anhatte? Oder vielleicht auch ein Geruch? Alles kann uns helfen.“ Knap beugt sich vor und stützt seine Arme auf seine Beine.

„Nein tut mir leid. Das ist alles verschwommen und durcheinander.“

„Schon in Ordnung. Vielleicht fällt es ihnen irgendwann noch ein. Wissen sie, was dort passiert ist, wo man sie hingebracht hat?“

„Nein, nicht wirklich. Ich war nur kurz wach und es war einfach nur dunkel. Eine Person kam ins Zimmer und hat mir irgendwas gespritzt. Ich konnte sie aber nicht erkennen. Danach war ich wohl wieder weg und bin dann hier aufgewacht. An mehr erinnere ich mich wirklich nicht.“

Knap holt sich einen Blog und einen Stift aus seiner Tasche und kritzelt irgendwas drauf.

Er greift erneut in seine Jackentasche und streckt mir eine Visitenkarte hin.

„Wenn ihnen noch etwas einfällt kontaktieren sie uns bitte umgehend. Wir müssen alle Täter bekommen bevor noch mehr Menschen von denen entführt werden. Wir haben fast alle, aber einige verstecken sich ziemlich gut. Es hat lange genug gedauert, diese Organisation aufzuspüren und aufzumischen.“ Knap scheint schon ziemlich lange mit diesem Fall beschäftigt zu sein. Ich kann verstehen, dass er die Täter endlich schnappen will, aber wie kann ich ihm da schon groß weiter helfen, wenn ich rein gar nichts gesehen habe?

„Wenn mir etwas einfallen sollte gebe ich ihnen bescheid.“

„Danke. Na dann ruhen sie sich mal weiter aus. Sie sehen noch immer nicht besonders fit aus.“ Knap steht auf, schüttelt meine Hand und geht zur Tür vorbei an seinem Kollegen. Der folgt ihm nach draußen und schließt die Tür.

Ich werde das Gefühl nicht ganz los, dass hinter der ganzen Sache noch mehr steckt und die beiden Kommissare mir nicht alles sagen. Sie haben nur Fragen gestellt, die ich ihnen nicht beantworten konnte, aber sie haben nicht gefragt, warum mich jemand entführt hat. Ich denke, dass sie das schon wissen. Warum haben sie mir das nicht erzählt? Ich habe noch so viele Fragen, aber die sind einfach gegangen, ohne das ich sie stellen konnte.

Die Zimmertür geht wieder auf und Ella und Mutter kommen wieder rein.

„Hey Großer. Alles gut?“ Mutter legt ihre Jacke wieder auf einen Stuhl und kommt zu mir ans Bett.

„Ja eigentlich schon, nur konnte ich weder eine Frage beantworten noch stellen. Dabei hab ich so viele Fragen.“

„Mach dir keinen Kopf. Uns haben sie auch nicht besonders viel gesagt, nachdem sie dich gefunden haben. Wir wissen nur, dass du von Leuten festgehalten wurdest, die dir Organe rausnehmen wollten und sie denen schon länger auf den Fersen sind. Einer oder mehrere sind immer noch auf freiem Fuß. Und wie genau sie dich gefunden haben weiß ich auch nicht.“ Mutter streicht mir mit der Hand über die Wange. Ella setzt sich auf die andere Seite vom Bett und beobachtet uns.

„Na gut. Lasst uns nicht die ganze Zeit darüber reden. Ich kann mich eh an kaum etwas erinnern. Soll die Polizei mal ihre Arbeit mache.“

Gerade als ich den Satz beendet habe klopft es an der Tür. Eine Krankenschwester steckt den Kopf hinein und sagt: „Ich hab hier etwas zu essen für sie.“ Damit kommt sie dann ins Zimmer und stellt ein Tablet auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Darauf sind ein paar Scheiben Brot, Butter und etwas Wurst und Käse. Dazu noch eine Tasse Tee. „Ich bringe gleich noch ein paar Flaschen Wasser.“ Damit geht sie wieder aus dem Zimmer und kommt kurz darauf mit zwei Flaschen Wasser wieder rein.  „Guten Appetit.“, und damit war sie wieder verschwunden und schließt die Tür hinter sich.

Mutter steht auf und geht ums Bett rum um mir dann eine Scheibe Brot mit Butter zu schmieren und Wurst drauf zu legen. Da ich mich nicht hinsetzten kann und will, esse ich im liegen. Die restliche Zeit über reden wir über alles mögliche. Zwischendurch kommen auch noch ein paar Freunde von mir vorbei und freuen sich ziemlich darüber, dass ich endlich wach bin.

Irgendwann gehen dann auch Mutter und Ella nach Hause. Die Kleine muss ja morgen früh wieder zur Schule.

Nachdem die beiden weg sind und ich noch mal etwas gegessen habe, schlafe ich wieder ein. Es war ziemlich schön alle zu sehen, aber jetzt bin ich doch ziemlich erschöpft. Ich nehme zwischendurch noch war, dass Kartinka, die Ärztin, im Zimmer ist und nach mir sieht, aber mehr auch nicht.


Fortsetzung folgt…. 

Beim nächsten Mal erfahren wir vielleicht endlich was wirklich passiert ist. Ihr solltet dran bleiben. 

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