Die Flucht der Magd

von Doris Röckle


Opulenter historischer Roman um eine junge Magd, ein adeliges Kind, die verfluchte Lanze des Longines und die Machtkämpfe zwischen Kirche und Krone. 

Rhyntal 1322: Die Leibeigene Hanna wird als Magd auf die Burg Montfort gebracht, wo sie von nun an für en Grafen arbeitet. Bald macht es das Gerücht die Runde, dass es in der Dachkammer spukt. Doch die neugierige Hanna entdeckt, dass es sich dabei um einen entführten Jungen handelt. Um das Leben des Jungen zu retten, beschließt Hanna ihre gemeinsame Flucht ins ferne Rhyntal. Doch der Arm des Grafen reicht weit…


Ich habe das Buch als eBook gelesen. Nach der knappen Inhaltsangabe, die einen neugierig macht, kommt ein für mich unnötiges Inhaltsverzeichnis, dass ich eigentlich direkt überblättert habe. Am Ende kommt noch eine Übersicht der wichtigsten handelnden Personen und was sie für eine Rolle gespielt haben (zumindest kurz und knapp).

Den Prolog finde ich etwas verwirrend, weil man in die Zeit und Situation reingeschmissen wird, ohne so recht zu wissen wo man denn eigentlich ist. Und danach geht es mit Hannas Geschichte los.

In Kapitel 1 und 2 wird die Situation um Hanna und den Jungen Brancho erklärt, genauso wie das Leben auf der Burg Montfort und die dort Lebenden Personen, sofern sie eine Rolle in der Geschichte spielen. Hanna und Brancho fliehen am Ende das 2. Kapitels.

Im 3. Kapitel wechselt dann das „Bühnenbild“. Auf einmal spielt die Geschichte auf einer anderen Burg; der Burg Werdenberg. Die Heimat des Graf Albrecht. Aber es wird relativ schnell klar, was diese Personen in der Geschichte für eine Rolle spielen. Denn der Freiherr Ulrich von Hohensax sucht seinen Sohn, welcher entführt wurde und der Bischof Rudolf, welcher zu Gast auf der Burg ist, ist der Bruder des Graf Wilhelm Montfort; von dessen Burg Hanna mit den kleinen Jungen geflohen ist.

Dieser Wechsel von der Geschichte von Hanna und dem Junge zu diesen Auseinanderseztungen der Burgherren ist teilweise etwas verwirrend, da es an manchen Stellen etwas plötzlich kommt. Es wird aber wieder diese Lanze mit ins Spiel gebracht um die es im Prolog ging.

Im vierten Kapitel wird dann wieder zu Hanna und dem Jungen gewechselt. Es wird langsam spannender, da Hanna in ihr Heimatdorf angekommen ist und für eine kurze Zeit auch dort mit Brancho leben kann, bis eine alte griesgrämige Frau sie verrät. Dann wandert sie in die Heimat von Brancho ohne es zu wissen und da er seit seinem Fieber nicht mehr spricht, kann er es Hanna nicht sagen. Ein interessantes Detail, das die Spannung noch etwas hebt.

Dann ging es direkt in den Kapiteln von einem Protagonisten zum anderen. Mal ist es auf der einen Burg, dann wieder auf der anderen. Mal geht es um Hannas Geschichte, mal um die von Pater Berenger oder die des Freiherrn von Hohensax oder seiner Gemahlin.

Letzten Endes ist es natürlich nicht unentdeckt geblieben, dass Hanna den kleinen Brancho zu seinem Wohl versteckt hielt. Nur leider erkannte das nicht jeder.

Das Ende kam für mich ziemlich abrupt und es ging auch auf einmal alles ziemlich schnell, aber es lässt offen wie es mit Hanna weiter geht. Ob sie es bis nach Kontanz schafft oder wie es dem kleinen Brancho weiterhin ergeht, wird auch nicht mehr erwähnt. Zumal man nicht weiß, ob er sich wieder auf der Burg Hohensax eingelebt hat oder ob es ihm wieder sehr schlecht geht. Alles Sachen die ein zweites Buch erahnen lassen könnten oder einfach den Leser zum Weiterdenken anregen sollen.

 

 

Der Schreibstil ist angenehm.

Es werde viele zeitlich passende Begriffe genutzt und auf historische Gegebenheiten eingegangen. Es gab zum Beispiel die Grafen und den Freiherren wirklich. Also wurde um diese Personen eine tolle Geschichte geschrieben. Ob diese wirklich so geschehen ist? Da bin ich mir nicht so sicher. Aber trotzdem gut umgesetzt, finde ich.

Die Darstellungen sind bildlich sehr gut, die örtliche Orientierung ist auch nachvollziehbar. Es werden auch die Verhältnisse und Umstände gut erläutert und man kann sich so gut in die Zeit und Geschichte hinein versetzten.

Ebenso sind die ganzen Hexenbeschuldigungen des gemeinen Volkes, welche dafür sorgten, dass Hanna „sterben“ musste, sehr authentisch dargestellt.

 

Die Geschichte wird aus von einer allwissenden dritten Person (einem Auktorialerzähler) erzählt. Die Gedanken und Gefühle der Personen, welche gerade vordergründig tätig sind, werden erkennbar ausführlich genug geschildert.

Ich finde die Zeit und die Menschen, die in ihr lebten, sind gut erzählt und dargestellt. Wenn man sich richtig rein liest und nicht nur drüber fliegt, kann man sich sogar sehr gut vorstellen, wie die Leute oder die Kapelle und die Burgen aussehen könnten, wie sie reden und riechen. Sehr schön beschrieben und kein bisschen verschönert sondern so, wie es wohl wirklich war: Mit Gestank und Dreck und Lärm. Gewalt und Spott. Lästereien und Intrigen. Verrat und Loyalität. Glaube und Wahrheit. Liebe und Hass.

 

Nur zu empfehlen für Freunde des historischen Romans.

 

Schreibstil:3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)
Inhalt:4 out of 5 stars (4,0 / 5)
Lesespaß:4 out of 5 stars (4,0 / 5)
Durchschnitt:3.8 out of 5 stars (3,8 / 5)

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