Die Hureninsel

von Martina Sahler


Juni 1790: Die „Lady Juliana“ bringt eine Schiffsladung gefallener Mädchen nach Sydney Cove, einer von Hungersnot geplagten australischen Sträflingskolonie. Nach kurzer Zeit auf der Insel wird den Diebinnen und Huren klar, dass sie ohne einen Ehemann oder Dienstherren verloren sind. Auch die 14-jährige Molly durschaut die Lage schnell und heiratet den Schreiberling Edward Young, eine Scheinehe, die ihr Überleben sichern soll. Ihre Freundin Hannah dagegen findet Anstellung als Pflegerin im Hospital von Sydney Cove. Während Hannah hofft, das Herz eines jungen Arztes zu erobern, plant Molly von Anfang an die gemeinsame abenteuerliche Flucht aus der Hölle.


„Die Hureninsel“ ist ein historischer Roman, dessen Geschichte im 18. Jahrhundert spielt. Sie wird von einem allwissenden (auktorialen) Erzähler erzählt. Bevor die Geschichte losgeht gibt es eine kleine Liste mit den wichtigen Personen des Buches und wo sie zu finden sind. Es ist sogar markiert, welche dieser Personen wirklich existiert haben.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und es liest sich fließend. Manche Sätze sind etwas komisch geschrieben. Beispiel: „ […] Sollte sie nun vor dem Pfaffen als anständige Gattin gelten, Gott wusste vermutlich, dass ihre Vermählung mit Edward nur einem Zweck dient – die beste Bedingungen für ihre heimliche Abreise zu schaffen. […]“ ( Seite 65). Man versteht zwar den Sinn des Satzes, aber auf den ersten Blick ergibt er irgendwie keinen Sinn.
Ebenso ist mir ein Schreibfehler aufgefallen: auf der Seite 310 steht statt „Trinkwasserfass“ „Trinkfasserfass“. Im ersten Moment als ich das gelesen habe, hatte ich gedacht ich hätte mich verlesen. Aber nein, es steht tatsächlich so dort. Klingt zwar auch recht lustig, aber ist trotzdem etwas irritierend.

Im Laufe der Geschichte wechselt der Erzähler die Geschichte, die gerade erzählt wird. Mal ist es die von Hanna, mal die von Molly oder eines der anderen Mädchen wie Laurie, Deborah oder Dorethi, die nach Sydney Cove gebracht wurden. Der Erzähler wechselt auch den Standort von Sydney Cove, zum Schiff „Lady Juliana“ oder auch zur Insel Norfalk.

Diese Wechsel in der Erzählung gebe dem ganzen etwas spannendes. So weiß man was wo mit wem passiert. Sogar mit den Männern, welche mit den Schiffen wieder weggesegelt sind.
Und man weiß immer mehr als jede einzelne Figur weiß.
Der Aufbau ist auch toll. Es wird nicht mitten im Kapitel gewechselt, sondern immer Kapitelweise. Mal sind auch mehrere Kapitel hintereinander am selben Ort, aber aus der Sicht einer anderen Person. Ebenso ist die Zeitspanne ziemlich groß. Man merkt beim lesen nicht so recht wie lange das ganze geht, aber auf jedenfalls über 2 Jahre. Es stehen über den meisten Kapiteln Ort, Monat und Jahr. So kann man das ganze zeitlich einordnen.

(Man weiß am Anfang auch nicht so genau wie alt die Mädchen sind, aber als man es ließt und überlegt, was sie wohl schon alles durchgemacht haben, ist man geschockt. Man kann diesen Mädchen aber auch großen Respekt zollen, dass die dies alles schon überlebt haben ohne dabei zugrunde zu gehen.)

Als es dem Ende zuging, hat man gemerkt, dass jedes der Mädchen ihren eigenen Weg geht und irgendwann ging es nur noch um Mollys Geschichte. Wie sie und Edward (ihrem Ehemann) sich ihre Liebe gestehen und wie sie freier ist als sie es je war.
Allerdings weiß man nicht, wie es Hannah weiter erging oder was aus Laurie und Deborah geworden ist (alle drei Frauen sind entweder auf Norfalk oder in Sydney Cove geblieben und standen irgendwann mal in Kontakt mit Molly).
Es war im Laufe des Buches immer ganz toll mit verfolgen zu können, was die Figuren machen und wie sie leben und wie es ihnen geht. Schade, dass es dann am Ende aufgehört hat. Ab Kapitel 26 ging es nur noch um Molly, Rose, Andrew und Edward (die vier Flüchtlinge, die es aus Sydney Cove geschafft hatten). Andrew musst dann irgendwann leider auf See bestattet werden, heißt er wurde tot ins Wasser geschmissen.

Es ist auch schön erzählt, wie Molly, Rose und Edward in ihr neues Leben segeln und wie sie ihr Glück finden obwohl alles davor sehr erfolglos aussah. Eine tolle Geschichte mit guten Wendungen und einer tollen historischen Gewchichte.

Etwas was mich begeistert hat, ist das Nachwort. Dort erzählt die Autorin noch einmal, dass viele Fakten auf der Wahrheit beruhen, und welche Fakten Fiktion sind oder auf realen Fakten beruhen/daran angelehnt sind.

 

Inhalt:4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)
Lesespaß:3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)
Schreibstil:4 out of 5 stars (4,0 / 5)
Durchschnitt:4 out of 5 stars (4,0 / 5)

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