Der Geist der Weihnacht

Eine ganze Familie steht um das Bett das kranken Manns herum. Heute ist Heilig Abend und sie wollen alle beisammen sein. Am Bett daneben steht keiner. Der Mann ist ganz alleine an diesem Abend.

Der Mann mit der Familie ist wirklich schwer krank. Er wird dieses Jahr noch beenden, aber keiner weiß, wie viel er von neuen Jahr erleben wird. Er ist noch gar nicht so alt. Leider weiß ich nicht, was genau er hat. Heute darf er für die Feiertage nach Hause. Wohmöglich darf er dann auch zu Hause bleiben. Das entscheidet der Arzt, der ihn zu Hause versorgt.

Der Mann ohne Familie ist auch schwer krank. Im gegensatz zu dem anderen wirkt er allerdings noch viel kranker. Er ist so weiß wie das Bettlacken und seine Augen sind dunkel unterlaufen. Er ist traurig und allein, was seinen Zusatnd nur noch verschlimmert. In den letzten Wochen hatte er zumindest noch seinen Bettnachbarn, aber ab heute Abend wird er wohl ganz allein sein. Er wird es wahrscheinlich auch nur noch über den Jahreswechsel schaffen. Seine Familie hat nie Zeit. Alle sind immer arbeiten oder haben Dinge zu erledigen. Sie haben einfach keine Zeit für ihn und bald werden sie keine Zeit mehr mit ihm haben.

Der kleine Bruder seines Bettnachbarn setzt sich auf sein Bett. Anscheinend ist kein Stuhl mehr frei und er will nicht mehr stehen. „Komm da runter.“, sagt eine Frau, die augenscheinlich seine Mutter ist. „Der nette Manfred möchte sich nicht gestört werden.“ Das ist beeindruckend. Sie kennen den Namen des Mannes. Er scheint auch etwas verwundert zu sein, dass sich jemand seinen Namen merkt und sich für ihn interessiert.

„Schon ok Junge. Bleib ruhig sitzen. Hier ist noch genug Bett übrig.“ Manfreds Stimme ist sehr kratzig und schwach. Der kleine Junge lächelt ihn an und streichelt ihm auf einmal über die Hand.

„Mama, Manfred ist ganz alleine hier. Wo ist denn seine Familie? Hat die ihn nicht lieb?“ Der Junge schaut etwas traurig zu seiner Mutter. „John, sag sowas nicht. Die Familie von Manfred hat ihn ganz bestimmt lieb. Sie haben nur grade nicht so viel Zeit. Bestimmt kommen sie später noch vorbei.“ John schaut zu Manfred und dieser schüttelt leicht den Kopf, lächelt den kleinen Jungen aber an. „Ist schon ok. Mir macht das nichts mehr.“ Manfred bimmt bei diesen Worten die Hand des Jungen und tätschelt sie.

„Mama? Kann Manfred nocht etwas von unseren Plätzchen haben? Und ich möchte ihm ein Geschenk kaufen! Kannst du mit mir noch was kaufen gehen?“

Inzwischen hat sich die ganze Familie in die Richtung von Mafreds Bett gedreht. Der junge Mann in dem anderen Bett fühlt sich etwas schlecht, weil er heute nach Hause darf und Manfred dann ganz allein hier ist. In der gabzen Zeit, in der sie sich das Zimmer teilen hatte er lediglich besuch von seinem Anwalt, der für ihn alle Dinge regeln soll. Es macht ihn sehr traurig und gleichzeitig such sehr froh darüber, dass er so eine tolle Familie hat.

„John, wir bekommen jetzt keine Geschenke mehr. Die Läden haben jetzt bestimmt schon alle geschlossen.“ Die Mutter wirkt zerknirscht und traurig. „Aber von den Pätzchen haben wir genug und Punsch haben wir auch. Ohne Alkohol natürlich. Also wenn sie gerne möchten können sie gern etwas abhaben.

John dreht sich aufgeregt zu Manfred um. Der scheint überweltigt von der Güte und Liebe, die dieser kleine Junge ausstrahlt. „Gerne.“ Manfred räuspert sich. „Ich würde sehr gerne eines eurer Plätzchen probieren.“ Er sieht zu wie John aufgeregt aufspringt und mit der Dose Plätzchen wieder aufs Bett hüpft.

Derweil gehen ein paar der Familienmitglieder aus dem Zimmer. Sie scheinen etwas bereden zu wollen. Sie reden und tuscheln miteinander und sie sprechen die Schwestern an und stellen Fragen.

Im Zimmer unterhält der kleine John die redtliche Familie genauso wie Manfred. Er zählt all die Dinge auf, die er sicher unter dem Weihnachtsbaum finden wird und er verspricht morgen oder in den nächsten Tagen vorbei zu kommen und sie Manfred zu zeigen. Ein wirklich spannendes Bauch soll dabei sein und ein Auto, welches man vernsteuern kann. John ist so unglaublich aufgeregt.

„Und das hast du dir alles vom Weihnachtsmann gewünscht? Warst du denn auch artig genug?“ Manfred staunt über all die Dinge, die der kleine Junge aufzählt.

„Nein. Das hab ich mir nicht alles gewünscht, aber ich wollte all das schon das ganze Jahr über haben. Du musst wissen: wir haben nicht so viel Geld, aber zu Weihnachten bekommen wir immer viel von dem, was wir uns wünschen. Der Weihnachtsmann gibt allen Eltern etwas Geld zu dem was sie gespart haben. So können sie dann all die tollen Sachen kaufen.“

„Aha! Das wusste ich noch gar nicht. Davon hat mir meine Frau nie etwas erzählt. Du musst wissen: sie hat sich früher immer um die Geschenke gekümmert. Ich habe ihr dann geholfen sie zu verpacken und unter den Weihnachtsbaum zu legen.“ John lauscht ganz gespannt.

„Wo ist denn deine Frau jetzt?“

Manfred scheint noch etwas trauriger zu werden. „Ach meine liebe Frau ist schon dort, wo ich bald hingeh und wartet auf mich. Sie ist schon vor ein paar Jahren dirt hin gegangen.“

„Du meinst da wo Tim auch bald hingeht? Oh das ist aber traurig, dass ihr so lange getrennt wart. Ich hoffe ihr findet euch dort. Tim sagt, es ist so wie ein Bahnhof, andem ganz viele Leute stehen und auf ihre Liebsten warten. Tim war da nämlich schon mal zu besuch.“ John klingt weder aufgeregt noch traurig. Er klingt eher sehr sachlich und will Manfred alles genau erklären, wie das da so abläuft. „Weißt du, an einem Bahnhof kann man sich auch manchmal verpassen oder findet den anderen nicht gleich. Am besten überlegst du dir, wo deine Frau am ehesten auf dich warten würde und gehst direkt dahin.“ Manfred stehen die Tränen in den Augen. Auch Tims und Johns Mutter hält sich ein Taschentuch unter die Augen.

„Danke mein Junge. Ich werde es mir merken.“ Manfreds Stimme klingt erstickt und er hebt eine Hand um John am Arm zu streicheln. Der aber legt sich auf Manfreds Brust und umarmt ihn. Diese Art der Liebe und zuneigung hat Manfred schon lange nicht mehr zu spühren bekommen. Dann flüstert John ihm etwas ins Ohr. Allerdings so laut, dass es fie anderen bestimmt auch hören können. „Kannst du am Bahnhof bitte auf meinen Bruder warten? Dann ist er dort nicht so allein und er mag dich doch. Da ist zwar irgendwo jemand, aber ich weiß nicht, ob ich mich auf die verlassen kann.“ John stützt sich etwas hoch um Manfred in die Augen zu sehen. Dieser lächelt leicht und flüstert dann ebenso laut ein „Ja mein Junge. Das kann ich für dich machen.“

Nach ein paar Minuten, nachdem alle ein wenig weniger traurig sind kommt ein Onkel von John wieder ins Zimmer und sagt: „So wir sollten uns jetzt auf den Weg machen um den Gottesdienst nicht zu verpasse. Am besten gehen ein paar schon mal vor und zieht euch warm an. Dann können die Schwestern uns mit dem Rollstuhl und dem anziehen hier drin helfen.“

Alle stimmen dem Vorschlag zu und das Zimmer leert sich zunehmend um sich dann mit einigen Schwestern und Pflegern wieder zu füllen.

„Lieber Manfred,“, richtet sich der Onkel an den einsammen Mann. „Es wäre uns eine Freude, wenn du mit uns in die Kirche kommst und die Feiertage und die Zeit bis ins neue Jahr mit uns verbringst. Der Arzt hat gesagt, dass sie über diese Zeit das Krankenhaus verlassen könnten. Ihr gesundheitlicher Zustand ist dafür stabil genug. Und da ihre Familie scheinbar keine Zeit dafür hat würde wir gerne ihre ersatzfamilie sein. Außer natürlich sie lehnen das ab.“ Der Onkel lächelt Manfred so freundlich an, dass dieser eigentlich nicht nein sagen kann. Wie lange war er schon hier drin und wie lange schon war er nicht mehr in einer Kirche? Das ist viel zu lange her.

Nachdem daa geklärt war wurden beide Patieten fertig gemacht und in Rollstühle gesetzt. Beide wurden durch das Krankenhaus hinaus auf die Straße und zu einem kleine Bus gefahren, der sie transportieren wird. Der kleine John macht große Augen, als er sowohl Tim als auch Manfred sah. Das machte ihn sehr glücklich.


Gemeinsam mit Manfred verbrachte die Familie ein zauberhaftes Weihnachtsfest. Der kleine John zeigt Manfred all seine Spielsachen und las ihm aus seinem neuen Buch vor. Auch das neue Jahr feierten alle gemeinsam und waren glücklich.

Natürlich mussten Tim und Manfred jeden Tag medizinisch versogrt werden, aber dafür kam jeden Morgen und jeden Abend eine Pflegekraft vorbei und half der Familie dabei. Im neuen Jahr musste Manfred wieder ins Krankenhaus und von dort aus wurde er sehr bald in ein Hostpiz überwiesen. Seine Familie hat sich noch ein oder zwei mal bei ihm blicken lassen wohingegen der kleine John mit seine Mutter oder seinem Vater mindestens einmal in der Woche vorbei kam. Oft war auch Tim dabei. Er schaut sich das Hospiz auch bereits etwas genauer an. Er hat zwar eine Familie, die ihn aufgenommen hat und sich um ihn kümmert, aber ganz am Ende möchte er nur noch die schönen Stunden mit ihnen verbringen.


Irgendwann im laufe des Jahres kam der kleine John mit seiner Muttee und Tim in das Hospiz und wollte Manfred vesuchen und ihm aus dem neuen Buch vorlesen, aber Manfred war nirgends zu finden. Die Pfelgerinnen dort sahen sie traurig an, als sie nachfragten und sagten ihnen, dass Manfred von uns gegangen ist. Er war aber sehr glücklich, sagte eine. Die Familie hat ihn geholfen in seinen letzten Wochen frieden zu finden.

„Jetzt wartet er da am Bahnsteig auf dich Tim. Er hat es versprochen. Aber bitte geh noch nicht so schnell zu ihm. Er hat gesagt, er würde lieber länger warten und du sollst dir noch Zeit lassen.“ John kullerte eine Träne die Wange runter und nimmt dabei seinen großen Bruder in den Arm.

Tim hat sich noch eine ganze menge Zeit gelassen. Er hat mit John noch ein Weihanchtsfest gefeiert und so lange gekämpft wie er konnte. Nach einigen Therapien und Behandlungen konnte ihm sein Arzt irgendwann die Diagnose der Heilung geben. Obwohl Tim schon dachte, dass alles verloren wäre, hat er es geschafft ind er ist sich irgendwie sicher, dass Manfred irgendwas damit zu tun hat. Wobei auch John die ganze Zeit sagt, dass Manfred ihm die Krankheit genommen hat.

So konnte Tim noch viele Jahre leben während Manfred lächelnd am Bahnhof steht und gerne zusammen mit seiner Frau auf Tim, John und ihre gesammte Familie wartet. Sie haben ihm Frieden und Liebe geschenkt. Das war er ihnen schuldig.

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